Dynamische Pizzen und Fritten aus dem Bioladen

■ Das schnelle Essen hat die Läden des ökologischen Vollwertgenusses erreicht. Abgepackte Nahrungsmittel sind aus dem Sortiment nicht wegzudenken. Die EU wacht über die Inhalte

Luxemburg (taz) – Auch die gesundheitsbewußte Biokundschaft will nicht mehr jeden Tag die Kornmühle anwerfen und danach stundenlang ihre Vollwertmahlzeit brutzeln. Immer mehr wollen die Bio-Alternative zum konventionellen Junk food. Die gibt es bereits: Ob Bio-Pizza oder Bio-Fritten aus der Tiefkühltruhe, Rohkostsalat im Glas, Tofu-Geschnetzeltes in der Alubox oder Dinkelburger aus der Vakuumtüte, das Angebot wurde dem Trend der eiligen Eßkultur angepaßt.

Da tun sich Gewissenskonflikte in der umweltbewußten Branche auf. Der Verstoß gegen das Frischegebot etwa oder aber die aufwendigere Verpackung. Plastikbeutel oder Chipstüten waren bislang im Bioladen verpönt. „Ein großes Spannungsfeld“, sagt Klaus Wagener, Geschäftsführer der BNN-Hersteller, „doch die Lebensmittelvorschriften lassen oft wenig Spielraum.“

Als „Notwendigkeit“ beschreibt Marita Odia, Sprecherin der Bundesverbände für Naturkost und Naturwaren (BNN) das Angebot dieser Convenience-Produkte in Naturkostqualität. Denn die KundInnen haben sich verändert. „Heute Aldi, morgen Naturkost“, charakterisiert Odia das gespaltene Konsumverhalten. „Der Naturkosthandel muß die Widersprüche aushalten.“

Die „individuelle Unternehmensentscheidung“ ist gefragt. Fabrikanten von Öko-Fertigprodukten haben dabei weniger Spielraum als die konventionellen Kollegen. Die nämlich dürfen getrost auf die 296 in der EU zugelassenen Zusatzstoffe zurückgreifen. Etwa, um der Pizzaauflage farblich etwas auf die Sprünge zu helfen, ihr Backverhalten zu unterstützen oder um sie haltbarer zu machen.

Was ist denn nun anders an der Bio-Fertigpizza? „Sehr viel“, sagt Klaus Wagener. Vollkornteig ist obligatorisch, mindestens 70 Prozent der verwendeten Lebensmittel müssen laut EU-Direktive aus „kontrolliert ökologischem Anbau“ stammen. Die restlichen Inhaltsstoffe müssen im Anhang 6 derselben EU-Direktive 2092, welche die Herstellung von Ökoprodukten regelt, aufgeführt sein. Konservierungs- und Farbstoffe sind grundsätzlich tabu, zugelassen sind Enzyme und natürliche Aromastoffe. Die einzelnen Verbände, wie Bioland oder Demeter, sind jedoch strenger und vergeben lediglich Ausnahmegenehmigungen.

„Manchmal geht es nicht ganz ohne“, gibt Klaus Wagener zu. Wer einen Fruchtjoghurt im Naturkostladen kauft, findet gelegentlich in der Zutatenliste auch die Bezeichnung „natürliches Aroma“. Dahinter können sich Zusammensetzungen unterschiedlicher Fruchtdestillate verbergen. Danièle Weber