Ein K.o.-Sieg über die volle Distanz

■ Nach dem lockeren 3:0 über Nürnberg fehlt Hertha BSC ein Auswärtssieg zum Glück – und dem aufstrebenden Spielgestalter Dariusz Wosz ein Tor

Berlin (taz) – Es gibt Fußballspiele, die müßten eigentlich abgebrochen werden wie Boxkämpfe: wegen technischer Überlegenheit. Auch wenn mancher teures Geld bezahlt hat: Es bringt nichts weiterzumachen, wenn sich eine Sache wie Sonntag im Olympiastadion schon nach einer Viertelstunde erledigt hat. Da nämlich stand es 2:0 für Hertha. Als der Nürnberger Bürger eine weitere Viertelstunde später (für ein Foul an Wosz) Gelb-Rot gesehen hatte, war dann selbst für den Club-Trainer Willi Reimann „die Messe gelesen“.

Die Nürnberger werden heute bereits froh über dieses satte 0:3 sein: Sie sind – im Gegensatz zu Mönchengladbach – einem richtig schweren Knockout entgangen, der sie im Bestreben, den Abstieg zu vermeiden, moralisch weiter zurückgeworfen hätte. Es reichte auch so: Dreimal hatte Hertha durch einen simplen Seitenwechsel die Kreativkräfte Wiesinger und Störzenhofecker auf der rechten Club-Abwehrseite übertölpelt.

„Zu naiv“ nennt Reimann das Abwehrverhalten seiner erstaunlich zweikampfschwachen und tempoanfälligen Defensive und wird seine Suche nach einer gestandenen Abwehrkraft nun beschleunigen. „Das“, attestierte er seinem Team in Berlin ungerührt, aber fachlich völlig richtig, „war kein Bundesliganiveau.“

Der Hertha hat nicht viel besseres passieren können: Angeschlagen vom schmerzenden Pokal-K.o. gegen Tennis Borussia sah man freudig, daß der Gegner von selber umfiel. „Da muß man zufrieden sein“, findet Trainer Jürgen Röber, der „ja“ weiß, „wie sich solche Situationen entwickeln können“. Das Team spielt im zweiten Bundesligajahr weder berauschend noch taktisch besonders innovativ. Die Addition der Neuen Wosz (zwei Vorlagen) und Tretschok zu Thom und Rekdal hat aber ein solides spielgestalterisches Niveau ergeben.

Was der als einziger Profi 90 Minuten wirbelnde und daher „überragende“ (Röber) Dariusz Wosz jetzt noch brauchen könnte, wäre ein Tor für Hertha. Was der Tabellenvierte brauchen kann, ist nach fünf Heimsiegen in Folge ein erster Auswärtssieg. Wosz glaubt, der Grund warum er noch kein Tor gemacht habe, sei, „daß wir am Samstag in Bochum spielen“. Vielleicht kann er ja das eine mit dem anderen verbinden. pu

Hertha BSC: Kiraly – Rekdal – Schmidt, Herzog (46. Covic) – Thom, Veit, Wosz, Tretschok, Mandreko (62. Hartmann) – Tchami (76. Olic), Preetz

Nürnberg: Hilfiker – Baumann – Grasser, Rahner – Störzenhofecker, Wiesinger, Lösch, Richter, Bürger – Kuka, Polunin (52. Gerber)

Tore: 1:0 Mandreko (9.), 2:0 Veit (16.), 3:0 Tchami (44.) – Zuschauer: 31.493