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Das PortraitDie rechte Hand des Schlächters

■ Nada Sakic

Ist sich keiner Schuld bewußt: Nada Sakić Foto: AP

Sippenhaft oder Mittäterschaft? Diese Frage werden internationale Rechtsexperten bald beantworten müssen, wenn in Zagreb der Prozeß gegen den ehemaligen KZ-Kommandanten Dinko Sakić eröffnet wird. Dem Altnazi und Hitler-Verehrer wird zur Last gelegt, als Vorsteher des kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac den Massenmord an Zehntausenden Häftlingen befohlen zu haben.

Doch nicht allein. Seit dem Wochenende steht fest, daß sich auch Sakić' Frau Nada wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Zagreb vor Gericht verantworten muß. Doch wer ist diese heute 72jährige, die einige Monate nach der Verhaftung ihres Mannes in Buenos Aires, wo die beiden Jahrzehnte unbehelligt lebten, ebenfalls nach Kroatien überstellt wurde?

Nada Sakić, geborene Luburić, war die jüngere Schwester von Max Luburić, einem der ältesten und engsten Vertrauten des kroatischen Hitler-Statthalters Ante Pavelić. Luburić hatte sich mit Pavelić zur Aufgabe gesetzt, Kroatien „von Juden und Serben zu reinigen“, und dafür war jedes Mittel recht.

Luburić gilt als Erbauer des KZ Jasenovac und als dessen erster Kommandant. Nachdem das Todeslager ab dem Frühjahr 1942 aus Sicht seines Erbauers „problemlos“ funktionierte, suchte er einen neuen Nachfolger für die schmutzige Arbeit. Die fabd er in seiner Schwester und deren Mann.

Zumindest sollen dies neue Dokumente belegen, denen zufolge Nada Sakić maßgeblich den kroatischen Massenmord an Juden, Serben und Roma organisierte. Dabei stand sie ihrem Mann nicht nur zur Seite, sondern legte beim Töten selbst Hand an. Offiziell war Nada eine Untergebene ihres Mannes Dinko, der ihr nur zeitweilig die Leitung des Frauenlagers von Jasenovac anvertraut habe, wie bislang seriöse Holocaust-Forscher schrieben. Die Hauptverantwortung bei der kroatischen Endlösung habe der Kommandant selbst getragen.

So wähnte sich Nada Sakić, die in Argentinien den Vornamen Esperanza annahm, selbst jetzt noch in Sicherheit. Und daß, obwohl ihr Mann kurz nachdem er für einen lokalen Fernsehsender am 6. April dieses Jahres ein Interview gegeben und sich als der gesuchte Lagerkommandanten von Jasenovac zu erkennen gegeben hatte, verhaftet wurde. Die Greisin erklärte denn auch bei ihrer Festnahme: „Ich bin mir keiner Schuld bewußt.“ Karl Gersuny

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