Iran zieht Botschafter ab

■ Teheran protestiert gegen persisches Programm von Radio Free Europe aus Prag

Berlin (taz) – Ein US-Gast in Prag hat einen Eklat zwischen Tschechien und Iran ausgelöst. Weil Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) seit vergangenem Freitag in Richtung Iran sendet, beorderte die Regierung der Islamischen Republik gestern ihren Botschafter aus Prag nach Hause. Zuvor hatte der Diplomat das Programm von RFE/RL als „Aggression“ bezeichnet und dem Gastgeber Tschechien mit Konsequenzen gedroht.

Der vom US-Kongreß unterstützte Sender RFE/RL sendet täglich zwei Mal eine halbe Stunde auf persisch. Grundlage ist ein vom US-Kongreß im vergangenen November beschlossenes Gesetz. Damals hatte sich im US-Außenministerium Widerstand geregt. Die einst mit Unterstützung der CIA in München als Kampfsender gegen den Ostblock gegründete Station könnte das iranisch-amerikanische Verhältnis noch weiter belasten, wurde befürchtet. Doch ein Jahr später hat sich die Situation verkehrt. Weil Programmchef Steve Fairbanks für eine Annäherung der USA an den Iran eintritt, wird der Sender inzwischen als zu Iran- freundlich gescholten.

Tatsächlich hat vor allem die Politik des vergleichsweise moderaten iranischen Präsidenten Mohammad Chatami bei den Machern von RFE/RL zum Umdenken geführt. „Die positiven Entwicklungen seit der Wahl Chatamis bedürfen der Unterstützung“, erklärt Verwaltungsdirektor Jan Obrman. „Genau diese Unterstützung gedenken wir zu geben.“ In Teheran scheint die Botschaft noch nicht angekommen zu sein. Thomas Dreger