Noch keine Islamkunde

■ Bedarf muß erst ermittelt werden. Auch Lehrpläne sind bisher undurchsichtig

Auch nach der Zulassung von Islamunterricht an der Schule kann noch nicht sofort unterrichtet werden. „Die Schulbehörde wird zunächst das schriftliche Urteil abwarten und prüfen“, sagte Sprecherin Rita Hermanns. Das dauere zwei bis sechs Wochen. Dann werde entschieden, ob eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision eingereicht werde.

Bleibt es jedoch bei dem jetzigen juristischen Stand, werde die Schulverwaltung den Bedarf an islamistischem Religionsunterricht an den Schulen abfragen. Die Behörde fragt die Eltern auf Fragebögen, ob ihr Kind am islamischen Religionsunterricht teilnehmen wolle. Rund 32.000 SchülerInnen in Berlin sind muslimischen Glaubens. Der ermittelte Bedarf werde dann der Islamischen Föderation mitgeteilt, die dann planen müsse, wie viele Lehrer sie zukünftig benötigten, so Hermanns. Die Religionslehrer müssen im Gegensatz zu anderen Lehrern nicht staatlich geprüft sein, sondern sie werden von der Islamischen Föderation ausgewählt. Der Senat übernimmt die Personalkosten zu 90 Prozent. Wieviel der neue Unterricht die Verwaltung insgesamt koste, konnte Rita Hermanns nicht beziffern.

Wie der Unterricht zukünftig gestaltet sein wird, darüber herrscht ebenfalls noch Unklarheit. Ein Lehrplan liege bisher noch nicht vor, sagte Hermanns. „Wir haben ebenso wie beim Personal keinen Einfluß auf Inhalt“, sagte Hermanns. Jedoch werde dieser natürlich auf die Verfassungsmäßigkeit überprüft. Auch Bekir Durak, Sprecher der Islamischen Föderation, wollte sich zu Inhalten nicht äußern. Lediglich: „Wir wollen Glauben vermitteln, der kindergerecht, friedlich und tolerant ist“, sagte Durak gegenüber der taz.

Die Grünen forderten gestern, daß der Senat ein freiwilliges religionskundliches Angebot mit staatlich eingestellten Lehrkräften entwickeln solle. Die Trägerschaft müsse politisch neutral gestaltet werden. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) forderte unterdessen die Einführung eines staatlichen Wahlpflichtfaches „Religion/Ethik“. Dies sei der „einzige Ausweg“ aus der jetzt entstandenen Situation. Die Verträge mit den christlichen Kirchen lägen „praktisch unterschriftenreif“ vor. Julia Naumann