„Elegante und originelle“ wissenschaftliche Ansätze

■ Auch in Bonn wird bereits mit Embryonalzellen experimentiert – mit tierischen allerdings

Krefeld (taz) – Kulturen aus embryonalen Zellen weden auch in deutschen Labors längst gezüchtet. Allerdings treten hier bisher nur Mäuse oder Ratten als „Spender“ von Embryonen auf. Das aber, so der Direktor des Instituts für Neuropathologie der Uhiversität Bonn, Otmar Wiestler, seit mindestens zehn Jahren.

In seinem Institut werden die Entwicklungswege unterschiedlicher Hirnzellen untersucht. „Je nachdem, welche Wachstumsfaktoren wir den embryonalen Zellen in welcher Reihenfolge zusetzen, entstehen drei ganz unterschiedliche Zelltypen: Nervenzellen, Asrozyten oder Oligodendrozyten.“ Derzeit arbeite seine Gruppe daran, die Zellen wieder in das Gehirn von Mäusen oder Ratten einzupflanzen. Für eine zukünftige klinische Anwendung kommt es darauf an, daß sie dort die Funktion zerstörter Zellen übernehmen können. Sie müssen sich an der passenden Stelle ansiedeln und die richtigen Verknüpfungen mit anderen Zellen bilden.

Im Tierversuch klappt das schon ganz gut. Doch bis zu entsprechenden Therapien ist es noch ein weiter Weg. Laut Wiestler gilt es vorläufig, im Tierversuch zuverlässige Methoden zu entwickeln. Langfristig aber könnten nur so Therapien für Hunderttausende Patienten mit neurologischen Störungen wie etwa Parkinson, aber auch Schlaganfallpatienten oder Hirnverletzte gefunden werden.

Noch allerdings gibt es das Embryonenschutzgesetz, das den Verbrauch von Embryonen für Forschung und Therapieversuche verbietet. „Das sind schwierige ethische Fragen, die von allen gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam gelöst werden müssen“, meint Wiestler. Wie bei allen „eleganten und originellen“ wissenschaftlichen Ansätzen gebe es auch hier ein Mißbrauchspotential. Dennoch plädiere er auf lange Sicht für eine Änderung. Einen anderen Weg, den betroffenen Patienten zu helfen, sehe er nicht. „Und zumindest in den USA geht das jetzt los.“ Wiebke Rögener