Kommentar
: SPD greift an

■ Scherfscher Schröder

Die Bremer SPD greift an. Daß Scherf sich höchstpersönlich anschickt, Kottisch, einen Mann aus der Wirtschaft und dazu noch einen Freidemokraten zu ködern, zeigt nicht nur, daß er Schröder nacheifern will. Wenn die SPD sich Wirtschaftsleute wie Kottisch holt, bedeutet das nichts anderes, als daß sie auf Nummer Sicher gehen will. Kottisch als Seiteneinsteiger wäre ein Signal für die Wirtschaft, ein Signal für die sogenannte Neue Mitte.

Dazu hat die SPD allen Grund: Bei der letzten Bürgerschaftswahl hat sie das schlechteste Wahlergebnis seit 40 Jahren erzielt. Ob sie tatsächlich vom Schröder-Effekt profitiert, sei dahingestellt. Auch wenn das Wählergedächtnis kurz ist. Daß die verfehlte Industrie-Politik beim Vulkan vornehmlich auf das Konto der SPD geht, könnten die Wähler der Partei nachtragen. Außerdem sind durch die Große Koalition viele altgediente Genossen verprellt worden. Der Sieg für die SPD in Bremen ist also – trotz Schröder – kein Selbstläufer. Mit einem deutlichen Signal in Richtung Wirtschaft würde die SPD außerdem der AfB, die sich die Arbeitsplatzbeschaffung in den Namen geschrieben hat, Konkurrenz machen. Und auch die CDU ist für die SPD im Moment kein Thema mehr. Scherf, der sich noch vor der Wahl auch für eine Große Koalition auf Bundesebene aussprach, schweigt dazu jetzt lieber. Ob er mit seiner Taktik Erfolg hat? Auch Stollmann ist gescheitert. Kerstin Schneider