15 Todesurteile für Präsidentenmord

■ Putsch-Offiziere in Bangladesch für Mord an Staatschef verurteilt

Dhaka (dpa/taz) – 15 ehemalige Armee-Offiziere sind gestern in Bangladesch wegen des Mordes an Präsident Mujibur Rahman vor 23 Jahren zum Tode durch Erschießen verurteilt worden. Anhänger von Scheich Mujibur feierten nach dem Urteil in den Straßen der bengalischen Hauptstadt. Dort hatten sich am Vortag bereits Anhänger der Opposition Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Mujibs Tochter ist heute Regierungschefin, während die Opposition von der Witwe des ersten Militärdiktators des Landes geführt wird.

Vier Angeklagte wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Gegen zwölf frühere Putschoffiziere wurde die Todesstrafe in Abwesenheit verhängt. Sie waren außer Landes geflohen, nachdem Scheich Hasina Wazed, die Tochter Mujibs, im Juni 1996 Ministerpräsidentin geworden war.

Mujib hatte Bangladesch 1971 in die Unabhängigkeit von Pakistan geführt und war erster Präsident des Landes geworden. Nachdem er sich immer mehr diktatorische Vollmachten hatte übertragen lassen, drang am 15. August 1975 eine bewaffnete Gruppe in sein Haus ein und erschoß ihn und 21 seiner Familienangehörigen. Seine Tochter Scheich Hasina Wazed überlebte, weil sie zu der Zeit im Ausland war. Heute ist sie Regierungschefin. Nach ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren hob sie die Gesetze auf, die den Mördern ihres Vaters Immunität gewährten. Wenige Monate nach dem Mord an Mujib übernahm 1976 General Ziaur Rahman die Macht. Er wurde 1981 ermordet. Seine Witwe Khaleda Zia führt heute die Oppositionspartei BNP und ist eine erbitterte Gegnerin von Scheich Hasina und ihrer Awami-Liga. Deren Anhänger beschuldigen General Zia, am Mord von Mujib beteiligt gewesen zu sein, was die BNP bestreitet.