6.000 Gärtner rücken zusammen

■ Eine grenzüberschreitende Fusion beschert dem deutsch-niederländischen Agrarmarkt künftig einen neuen Riesen

Bonn (taz) – Die Agrarversteigerer Niederrheinische Blumenvermarktung (NBV), Union Gartenbaulicher Absatzmärkte (UGA) und die niederländischen Veiling ZON wollen zum 1. Januar 1999 fusionieren. Das neu entstandene Unternehmen soll dann den Namen „Euregio“ tragen. Wird die Fusion genehmigt, entsteht mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Mark, erwirtschaftet von 6.000 Gärtnern, eines der größten Agrarunternehmen auf dem deutsch-niederländischen Markt.

Welche Gesellschaftsform Euregio erhält, ist noch nicht klar. Sicher ist nur, daß NBV und UGA jeweils 25 Prozent und Veiling ZON 50 Prozent an Euregio halten werden. Außerdem soll „die Einführung des neuen Unternehmens nicht mit Entlassungen verbunden sein“. Die bestehenden Standorte in Straelen, Neuss und Grubbenvorst sollen erhalten bleiben. Derzeit beschäftigen die Unternehmen zusammen 1.400 Mitarbeiter.

Mit ersten Ergebnissen für das konkrete Konzept rechnen die Agrarmanager noch in diesem Monat. Denn schon im Dezember sollen die Mitgliederversammlungen von NBV und ZON sowie die Gesellschafterversammlung der UGA über die Fusion abstimmen. Schon jetzt ist Veiling ZON die Nummer zwei in den Niederlanden. Umsatzstärker ist nur noch „The Greenery International“ mit 2,8 Milliarden Gulden.

The Greenery International war 1996 durch den Zusammenschluß von neun Versteigerern entstanden. Veiling ZON hatte sich damals bewußt gegen eine Fusion entschieden und ist bisher gut damit gefahren. Trotz rückläufigem Branchentrend ist der Umsatz 1997 um 11 Prozent gestiegen. Grund dafür ist vor allem eine Änderung der Vermarktungsstrategie. Die Festverkaufsquote wurde von 10 auf 50 Prozent erhöht. Zukünftig soll noch weniger versteigert und mehr zu Festpreisen direkt an die Einzelhandelsketten verkauft werden.

Profitiert hat Veiling ZON bisher vor allem von den Anfangsproblemen der Greenery International. Doch der Branchenprimus ist auf dem besten Wege, seine strukturellen Probleme zu meistern und verlorene Marktanteile zurückzuerobern.

Eng wird der Markt auch in Deutschland, wohin 70 Prozent der Waren fließen. Gegenüber dem Vormonat fielen die Preise im August für Obst um 8 Prozent und für Gemüse um 12,2 Prozent. Die beiden Produktsparten sind mit 620 Millionen Mark die Haupteinnahmequelle von Veiling ZON. Der Verkauf von Zierpflanzen trägt nur 130 Millionen Mark zum Umsatz bei.

Anders verhält es sich bei NBV und UGA. Den Großteil ihres Umsatzes (910 Millionen Mark) erwirtschaften sie mit Zierpflanzen. Mit Gemüse und Obst setzen die beiden deutschen Unternehmen lediglich 60 Millionen Mark um. Eine Fusion würde die Produktpalette der Unternehmen deutlich erweitern. „Sie müssen fusionieren“, unkt ein Branchenkenner, „denn sie haben überalterte Strukturen.“

Leidtragende werden die Beschäftigten sein. Bei rückläufiger Versteigerungsquote werden die Auktionshallen der Euregio nicht mehr ausgelastet sein. Die Konzentration an einem Verkaufsort wäre ein logische Folge. Martin Murphy