Hunderttagefragen

■ Worüber ein Ex-Abgeordneter grübelt

Was macht eigentlich Manfred Such? Ist doch der Geheimdienstexperte einer der Opfer des bündnisgrünen Abschwungs. Abschwungs? Ja, sicher. Als Bündnis 90/Die Grünen in Umfragen noch bei acht Prozent lagen, sah es um Suchs Zukunft bestens aus. Doch in der Wahlnacht wußte er: Mit seinem Platz 12 auf der Landesliste in Nordrhein- Westfalen würde er nicht mehr in den neuen Bundestag kommen. Platz 11 hatte es hingegen geschafft.

Sein Bonner Arbeitszimmer hat Such geräumt. Nun denkt er in seiner Heimatstadt Werl über seine Zukunft nach. 56 ist er, der Kriminalhauptkommissar. Soll er in den Polizeidienst zurückkehren, worauf er ein Anrecht hat? Die Antwort fällt Such nicht leicht. Hatte er sich doch einst mit seinem Buch „Bürger statt Bullen“ den Zorn vieler Kollegen zugezogen. Zwar erhielt er 1988 für seine Courage den Gustav-Heinemann-Preis aus den Händen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau. Doch wenig später stellte die SPD den allzu kritischen Polizisten kalt.

Worüber ein Ex-Abgeordneter grübelt

Seine frühere Dienststelle in Soest wurde durch eine Polizeireform umstrukturiert, sein Kriminalkommissariat aufgelöst. Wenn, sagt Such, „dann würde ich gerne Fachlehrer an einer Polizeischule oder Fachhochschule werden“. Für „den allgemeinen Polizeidienst bin ich wohl nicht mehr tauglich“.

Was auch immer Such tun wird – bis Januar müßte er sich bei der Polizei zurückmelden -, dem Bundestag bleibt er noch ein paar Monate als Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK) erhalten. Denn das für die Geheimdienste zuständige Gremium bleibt so lange im Amt, bis der Bundestag eine neue PKK gewählt hat. Und das wird wohl erst im Frühjahr sein.

Einen Termin hat er sich vorgemerkt: Ende November werden Mitglieder der PKK dem trüben Winter entfliehen. Parlamentarier auf den Kapverdischen Inseln wollen von ihnen wissen, wie Geheimdienste kontrolliert werden. Such hofft auf Sonne – verständlich. Severin Weiland