Indonesische Regimegegner verhört

■ Oppositionelle, die Präsident Habibies Rücktritt forderten, sollen eingeschüchtert und zu Sündenböcken gemacht werden

Berlin (taz) – In Indonesien sind seit Sonntag abend zehn Regimegegner von der Polizei verhört worden. Die meisten von ihnen hatten vergangene Woche in einer Erklärung Präsident B. J. Habibies Rücktritt und die Einsetzung einer Übergangsregierung gefordert. Ihnen wird eine Verschwörung zum Sturz der Regierung und die Verantwortung für die jüngsten Unruhen vorgeworfen. Bei den schwersten Ausschreitungen seit dem Rücktritt des langjährigen Diktators Suharto im Mai waren am Freitag und Samstag 14 Menschen ums Leben gekommen. Zehntausende hatten tagelang gegen die Verschleppung politischer Reformen protestiert.

Die Verhörten sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, doch dürfen sie das Land nicht verlassen. Bei einer Verurteilung drohen ihnen Gefängnisstrafen zwischen 15 Jahren und lebenslänglich. Zu den Verhörten gehören der frühere Gouverneur Jakartas Ali Saidikin und Kemal Idris. Die beiden über 70jährigen Ex-Generäle haben die Studentenproteste öffentlich unterstützt. Verhört wurden auch der Wirtschaftswissenschafler Sri Bintang Pamungkas und Sukmawati Sukarnoputri, Tochter Sukarnos und Schwester der Oppositionspolitikerin Megawati Sukarnoputri.

Der frühere Umweltminister Sarwono Kusumaatmadja nannte es töricht, daß die Regierung versuche, Oppositionellen subversives Verhalten anzuhängen, um Schuldige für die Unruhen zu finden. Die Menschenrechtsorganisation LBH bezeichnete die Verhöre als „Einschüchterung“. In Jakarta blieb es gestern ruhig. In der ostindonesischen Stadt Palu dagegen besetzten Studenten das lokale Parlamentsgebäude. Sven Hansen