Der Asiatisch-Pazifische Gipfel fällt im Test durch

■ Die Apec findet kein gemeinsames Konzept gegen die Krise und scheint zunehmend überflüssig

Kuala Lumpur (taz) – Mit Appellen zur Stärkung des internationalen Finanzsystems und zu wachstumsorientierter Politik ist gestern in der malaysischen Hauptstadt der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (Apec) zu Ende gegangen. Das Treffen der Regierungschefs aus den 21 Mitgliedsländern, die rund die Hälfte des Welthandels auf sich vereinigen, konnte sich jedoch nicht auf konkrete Maßnahmen zur Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise in der Region einigen.

Während das Treffen vom öffentlichen Streit zwischen US-Vizepräsident Al Gore und den Gastgebern dominiert wurde, stellten viele Beobachter die weitere Existenzberechtigung des Wirtschaftsforums in Frage. Zwar stellte Malaysias Premier Mahathir Mohamad den Gipfel als Erfolg dar. Doch auf die Frage, ob das Treffen einen Nutzen bringen würde, räumte er ein: „Das kann ich nicht sagen.“

Entstanden war Apec Ende der 80er Jahre auf Anregung Japans. Damals fürchteten asiatische Regierungen, daß mit der EU eine Wirtschaftsmacht entstehen würde, die zusammen mit den USA die Welt zu kontrollieren drohte. In Asien gab es kein Gegengewicht. Dann kamen die USA dazu: Apec sollte ihnen helfen, eine pazifische Freihandelszone zu schaffen. Als sich Washington durchsetzte, boykottierte Mahathir den ersten Apec-Gipfel 1993.

In den Jahren der Tiger, die 1997 abrupt endeten, schien kein Ziel unerreichbar: Bis 2020 sollten alle Zölle in der Region fallen. Die Apec-Industrieländer USA, Japan, Kanada und Australien sollten schon zehn Jahre früher soweit sein. Japan versuchte zu bremsen, während die USA das Tempo erhöhen wollten. Gewerkschaften, Bauernorganisationen, Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen warnten vergeblich vor den Kosten rapider Öffnung: Denn während die Regierungen über die Wachstumsraten jubelten, wuchs die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern.

Der Boom half, die enormen Unterschiede zwischen den Apec- Ländern zu übertünchen. Solange immer neue ausländische Gelder in die Region flossen, ging alles gut. Apec-Gipfel wurden zum jährlichen Ritual. Immer neue „Erfolge“ wurden auf dem Weg zur freien Wirtschaftsregion gefeiert. In Kuala Lumpur ging das nicht mehr. Die Handelsliberalisierung wurde vertagt, Auswege aus der Krise nicht gefunden. Der philippinische Sozialkritiker Walden Bello verglich Apec mit einem lahmen Pferd, das verzweifelt auf den Gnadenschuß wartet. Doch niemand will den Gaul erschießen. Im Gegenteil, immer neue Länder wollen mitmachen. Jutta Lietsch