Die blitzsaubere Dreckschleuder

■ In Überschallgeschwindigkeit kann weicher Lehm so hart wie Beton gemacht werden

Nicht nur traditionelles Handwerk, sondern auch High-Tech konnte bei der Lehmbaumesse bestaunt werden. Stolz führte Klaus Spies, pensionierter Bergbauprofessor, eine sogenannte Schleuderstrahlmaschine vor. Früher pumpte Spies mit solcherlei Gerät Schutt in leere Kohleflöze. Die Weiterentwicklung macht nun aus Lehm Beton. Oder besser: Lehm wird mit Hilfe der Apparatur hart wie Beton. Das Prinzip ist denkbar simpel: Die Schleuderstrahlmaschine sieht aus wie eine Salatschleuder (sie ist nicht einmal viel größer) und funktioniert auch ganz ähnlich. Oben füllt man nur keinen Salat, sondern Lehm hinein. Unterschied zur Salatschleuder: In der Trommel sind nicht viele ganz kleine Löcher, sondern nur ein nicht ganz so kleines. Blitzartig auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt, fliegt der Modder hier heraus. Gut gezielt in eine Betonverschalung geschmettert, ist die Lehmbetonwand schnell fertig: Eine Wand von zweieinhalb Metern Höhe und vier Metern Breite ist in rund einer Stunde gebaut. Weitere Vorteile: Man kann den Baugrubenaushub gleich als Baumaterial verwenden. Der Lehm muß zudem nicht so rein sein wie bei anderen Spielarten des Lehmbaus. Bauherr und Bewohner, so meint Professor Spies, profitieren nicht nur von den ökologischen Vorteilen des Lehms. Der nimmermüde Ingenieur ist zudem überzeugt: „Der Lehmbau wird so endlich wettbewerbsfähig.“ Der Erfinder ist sicher: Die Schleuderstrahltechnologie verbindet die ökologischen Vorteile des Lehmbaus mit der Effizienz industrieller Verfahren. Patente sind bereits in über 20 Ländern angemeldet. Eberhard Schäfer