Lokalkoloratur

Es gibt Wichtigeres als den zweiten Milchkaffee beim Frühstück. Knutschen im Kino abends um zehn ist nicht alles, und auf ein paar Stunden Schlaf läßt sich auch mal verzichten. „Lieber nehmen wir Strapazen auf uns, als daß wir uns durch die Hamburger Kahlschlagpolitik unsere Zukunft versauen lassen“, findet Julia Liedtke, Vorsitzende der SchülerInnenkammer. Die 18jährige organisiert „die längste Demonstration“ in der Geschichte der Hansestadt: Eine Woche lang wollen Gruppen von Jugendlichen zwischen Schulbehörde und Rathaus hin- und herlaufen, Tag und Nacht, bei Sonne, Schnee und schlechter Laune. Alle zwei Stunden ist Schichtwechsel. Am 14. Dezember soll die Aktion losgehen, beschlossen rund 100 SchulsprecherInnen gestern. „Wir müssen so lange weiterprotestieren, bis man uns ernst nimmt“, findet Liedtke – und wenn es bedeutet, mit Ringen unter den Augen und achtlos unterdrücktem Gähnen im Unterricht zu erscheinen. juw