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Kahlschlag-Pläne wurden ausgebremst

Wie Bayern aus seinen Staatsforsten Geld machen wollte und dann doch vom eigenen Umweltminister gestoppt wurde  ■ Von Klaus Wittmann

München/Ottobeuren (taz) – Die Masse macht's, heißt das Motto bei der intensiven Waldnutzung, die in Deutschland einige Bundesländer recht konsequent betreiben. Nach Jahren der Verluste erwirtschaftete allein der Freistaat Bayern vergangenes Jahr sieben Millionen Mark Überschuß in seinen Staatsforsten. Der neue Finanzminister Kurt Faltlhauser sorgte nun für heftige Aufregung, als er ein Vielfaches an Ertrag aus dem Wald einforderte. Von einer Steigerung der Erträge aus dem Wald von sieben auf siebzig Millionen Mark war gar die Rede, und viele sahen den Wald in höchster Gefahr.

Im Spätherbst und im Winter ist Erntezeit im deutschen Wald. Alleine 53.000 Festmeter Holz werden alljährlich im 5.000 Hektar großen Staatsforst von Ottobeuren im Allgäu geschlagen – satte Gewinne für den Staatssäckel. Schon jetzt ist das viel zu viel in den Augen des Bundes Naturschutz und auch etlicher Förster.

Daß der neue bayerische Finanzminister Faltlhauser den Staatsforst als sprudelnde Geldquelle entdeckt hat, sorgt weit über den Freistaat hinaus für Unruhe. Schließlich gilt Bayern als ein sehr nutzungsorientiertes Land, das seine Waldflächen schon jetzt viel intensiver vermarktet als die nördlichen Bundesländer.

„Wir haben durch eine Hiebsatzüberprüfung vor drei Jahren festgestellt, daß unsere Zuwächse in den Fichtenbeständen deutlich höher liegen, als wir das in den letzten dreißig Jahren unterstellt hatten“, verteidigt der Ottobeurer Forstdirektor Rainer Nützel die Pläne. Und nachdem seit den großen Stürmen Vivian und Wiebke der Holzpreis nie mehr so hoch war wie jetzt, müsse man diese Marktverhältnisse eben nutzen.

Georg Jutz, der Stadtförster im benachbarten Memmingen, der der Stadt als seinem Dienstherrn ebenfalls möglichst hohe Erträge aus dem Forst einfahren soll, warnt davor, den Wald jetzt aus kurzfristigen finanzpolitischen Überlegungen heraus zu Lasten kommender Generationen auszubeuten.

Auch Förster Jutz bekennt sich zur Nutzung des Waldes als Rohstoffquelle. Aber er dürfe nicht in dem Maße wie in Österreich durchgeholzt werden. Im kleinen Nachbarland wurde seit der 1997 vollzogenen Privatisierung des Staatsforstes stellenweise Kahlschlag pur praktiziert. Zwar gebe es bei der Österreichischen Bundesforste AG so etwas wie ein ökologisches Programm, sagt der Wiener Forstexperte des WWF, Gerald Steindlegger, aber das sei „nicht viel mehr als ein Lippenbekenntnis“. So sei das erforderliche forstlich und ökologisch qualifizierte Personal kurzerhand in den Ruhestand geschickt worden. Das Forstgesetz sei in der Praxis längst ausgehöhlt.

Die Angst vor einer ähnlichen Entwicklung treibt auch Hubert Weiger, den Landesbeauftragten des Bundes Naturschutz in Bayern, um. „Immer wieder gibt es Ansätze, den Staatsforst zu privatisieren. Aber dann bekämen wir österreichische Verhältnisse, sprich einen entprechenden Kahlschlag“.

Ganz soweit wird es allerdings, zumindest zunächst, in Bayern nicht kommen. Der bayerische Landwirtschafts- und Forstminister Josef Miller hat mit seinem Kollegen Faltlhauser kräftig gerungen. „Der Finanzminister hat am Ende eingesehen, daß der Wald keine Sparbüchse ist. Es kommt daher nicht zu höheren Einschlägen!“ meldete Miller am Ende stolz.

Es werde in Bayern auch keine Privatisierung des Staatsforstes geben – eine Botschaft, die auch in den anderen Bundesländern mit großem Interesse aufgenommen werden dürfte. Dort war man davon ausgegangen, daß das südlichste Bundesland hier eine Vorreiterrolle übernehmen könnte, die wohl recht schnell Nachahmer finden würde.

Aber auch im bayerischen Staatsforst muß kräftig gespart werden. Und so werden eine ganze Reihe von Forstämtern auf der Strecke bleiben. Mindestens 30 der 147 Forstämter im Freistaat werden laut Miller geschlossen.

Der Bund-Naturschutz-Chef Weiger atmet erst einmal auf – jedoch nicht ohne ausdrückliche Mahnung. Aus dem Staatsforst werde seit Jahren schon deutlich mehr Holz geschlagen als nachwächst. Und wenn die Rede von der nachhaltigen Forstwirtschaft kein Lippenbekenntnis sein solle, müsse dieser Einschlag umgehend reduziert werden.

Während in Bayern aber weiter auf die alte Konkurrenz mit Österreich verwiesen wird, wo viel höhere Erträge aus dem Wald geholt werden, unterbreiten die bayerischen Grünen ganz eigene Vorstellungen von einem profitablen Wald. Sie fordern, künftig auf teure Pflanzaktionen zu verzichten und statt dessen mehr auf die Naturverjüngung der Wälder zu setzen.

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