Coole Kommunisten

■ Geheimsprache für alle: Viele Photos bei den Vienna Lomotronic Nights im Fundbureau

Vienna Lomotronic Nights. Das klingt für alle Nicht-Superhipszenescouts nach Geheimsprache. Ist es auch. Deshalb kurz zurückgespult: Lomo, genauer gesagt die LOMO (Leningràdskoe Optiko Mochanitschèskoe Objediniènie), ist eine kleine russische Kamera, die zunächst für militärische Dienste produziert wurde und vor einigen Jahren zum Kultobjekt der Wiener Clubszene auserwählt.

Zunächst noch wie gewohnt: durch den Sucher schauen, Belichtung und Entfernung einstellen, abdrücken, klick, fertig. Doch die Lomo ist anders konzipiert als die vertrauten japanische Modelle: zu Spionagezwecken gebaut, ist sie mit einem besonders starken Weitwinkelobjektiv ausgestattet, das den Blick durch den Sucher überflüssig macht. Auch auf schlechte Lichtverhältnisse kann sich die Kamera spielend einstellen. Ein langersehnter Photographenwunsch wurde wahr: Ohne viel Aufwand kann man mit der Lomo ungesehen die Augenblicke festhalten, die man für pur und authentisch hält.

Mit dem „Hüftblick“ wurden 100 russische Arbeitsplätze gerettet und die Club- und Galerienwelt um ein neues visuelles Feld erweitert. Undeutlich abgelichtete Hundepfoten, ein gestochen scharfer Schuh, verwischte Körperteile einer tanzenden Frau, alles wird zum Dokument im 7 x 10 Format, festgenagelt an hohen Wandflächen, ohne Wertung, ohne Hierarchie, ohne Verweis auf den Produzenten. Man spricht von dem größten Photogruppenprojekt der Welt. Einen Eindruck davon vermitteln die Vienna Lomotronic Nights. Mit Hilfe von zwei Videobeamern, zwanzig Dia-Projektoren und verschiedenen Club-DJs wird die Lomographie auch in der Hansestadt erfahrbar. Und wenn's gefällt, darf zum Lob „Leinwand!“ gesagt werden. Das heißt auf österreichisch: Sehr cool! Claude Jansen

bis Freitag, 27. November, ab 18 Uhr, ab 21 Uhr österreichische DJs, Fundbureau, Stresemannstraße 114