Und es fusioniert munter weiter in Deutschland

■ Von Stahl über Banken zu Pharma werden diese Woche diverse Firmenehen besiegelt

Berlin (dpa/AFP/rtr) – In verschiedenen Medien dürfte nach der vergangenen Woche über die Einrichtung eines Ressorts „Fusionen“ diskutiert werden. Die Milliarden-Firmenehen knattern nur so aus den Tickern. Nach mehr oder weniger langen Verhandlungen offiziell beschlossen wurden und werden auch einige für Deutschland bedeutsame Zusammenschlüsse.

Der Aufsichtsrat des größten Brockens tagte gestern an geheimem Ort: Er wollte die geplante Fusion der Deutschen Bank mit dem US-Institut Bankers Trust zur größten Bank der Welt absegnen. Der Aufsichtsrat von Bankers Trust sollte ebenfalls am Sonntag über den Zusammenschluß befinden. In beiden Häusern galt eine Zustimmung der Gremien als sicher, offiziell verkündet wird das Ergebnis heute.

Die Deutsche Bank will für die Übernahme der nicht gerade glänzend dastehenden US-Großbank umgerechnet 15,3 Milliarden Mark zahlen. Die Finanzierung der Übernahme ist bislang ebenso unklar wie die künftige Struktur des neuen Konzerns und das Ausmaß des bereits angekündigten Arbeitsplatzabbaus. Mit dem Zusammenschluß entstünde ein Banken- gigant mit einer Bilanzsumme von mehr als 800 Milliarden Dollar, der die Union Bank of Switzerland (UBS) auf Platz zwei verweisen würde.

Daß den Ankündigungen oft lange Verhandlungen folgen, zeigen die beiden Stahlriesen Krupp und Thyssen-Hoesch. Am Montag starten die Krupp-Aktionäre in Essen mit einer außerordentlichen Hauptversammlung den offiziellen Endspurt in die Stahlfusion. Dabei werden dort schon Zahlen über das erste Geschäftsjahr der Thyssen Krupp AG präsentiert. 75 Prozent der Anwesenden müssen zustimmen – kein Problem. Trotzdem haben die Vorstände die Versammlung vorsorglich auf zwei Tage angesetzt – schließlich soll angesichts drohender Redebeiträge von Fusionskritikern die Tagesordnung nicht den Start des Metallriesen mit 173.000 Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 70 Milliarden verzögern. Ähnlich dachte auch Thyssen: In Duisburg gehen die Anteilseigner Donnerstag und Freitag zur Sache. Der Kölner Dachverband der kritischen Aktionäre wird eine unbefristete Beschäftigungsgarantie für sämtli che Arbeitnehmer beider Gesellschaften fordern und die Besetzung der Vorstandsposten zur Hälfte mit Frauen.

Kritik an der verkündeten Fusion des bayerischen Staatskonzerns Viag und der Alusuisse Lonza AG übten hingegen nicht nur die um 2.500 Arbeitsplätze fürchtenden Beschäftigten. Auch die Schweizer Börsenaufsicht hat sich zu Wort gemeldet. Sie hat eine Untersuchung auf mögliche verbotene Insider-Geschäfte eingeleitet. Im Vorfeld der Fusionsankündigung habe es im Aktienhandel markante Bewegungen bei den Kursen und beim Handelsvolumen gegeben. So gab es am Donnerstag nachmittag Kurssteigerungen am Aktienmarkt. Rund zweieinhalb Stunden später seien die Einladungen zu den Pressekonferenzen der beiden Konzerne verschickt worden. Bei der ins Haus stehenden Pharmaehe zwischen Hoechst und der französischen Rhône-Puolenc war für Insider hingegen eher wenig zu holen: Die Aktien von Hoechst kletterten nach der Bekanntgabe im Gegensatz zu den Alusuisse-Papieren weniger als der Aktiendurchschnitt.