Schulversuch Islamkunde geplant

■ Der Türkische Bund und Schulsenatorin Stahmer (SPD) einigen sich auf eine Alternative zum islamistischen Religionsunterricht. Modell soll nächstes Schuljahr an fünf Grundschulen starten

Zusätzlich zum islamischen Religionsunterricht der fundamentalistischen Islamischen Föderation soll es ab dem nächsten Schuljahr einen Schulversuch „Islamkunde/ Ethik“ an Grundschulen geben. Das sagte Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gegenüber der taz. Stahmer hatte sich gestern mit Vertretern des liberalen Türkischen Bundes (TB) getroffen, um über Alternativen zum Islamunterricht zu sprechen. Das Oberverwaltungsgericht hatte der Islamischen Föderation vor drei Wochen den Status einer Religionsgemeinschaft zugebilligt und damit den Weg geebnet, islamischen Religionsunterricht anzubieten. Die Schulverwaltung prüft derzeit, ob sie das Urteil anfechten will.

Der Türkische Bund hatte mit 15 anderen Organisationen scharf gegen den Gerichtsbeschluß protestiert, da die Föderation eine „islamische politische Organisation“ sei. Die Organisation fordert als Alternative das Regelfach „Islamkunde und Ethik“, das auf der Grundlage eines laizistischen Verständnisses von Islam vermittelt werden solle. Das Fach solle neben dem Religionsunterricht und Lebenskundeunterricht angeboten werden.

Islamkunde als Regelfach lehnte Ingrid Stahmer (SPD) jedoch gestern ab. „Das gibt die rechtliche Lage im Moment nicht her“, sagte sie. Erst müsse das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Brandenburger Schulfach Lebensgestaltung–Ethik–Religionskunde (LER) abgewartet werden. Die evangelische und die katholische Kirche hatte vor zweieinhalb Jahren gegen LER geklagt.

Denkbar sei für die Schulverwaltung momentan lediglich ein Modellversuch. „Ich kann mir vorstellen, nächstes Jahr in fünf Grundschulen damit zu beginnen“, sagte Stahmer. Sie könne aber noch nicht sagen, wieviel der Versuch kosten werde und was die Lehrer dort genau unterrichten sollten. Der Islamunterricht, der von der Islamischen Föderation angeboten wird, wird schätzungsweise 15 Millionen Mark jährlich kosten. Der genaue Bedarf ist jedoch noch nicht ermittelt. Seit zwei Jahren gibt es bereits einen Schulversuch „Ehtik und Philosophie“, der dem geplanten Islamunterricht ähnelt und mittlerweile an 37 Schulen läuft.

Der Türkische Bund zeigte sich über das Gespräch mit der Schulsenatorin „zufrieden“. Das „Modellprojekt ist ein guter Anfang“, sagte Safter Cinar, Sprecher des Türkischen Bundes. Der Unterricht könne nach Ansicht des TB von Lehrkräften erteilt werden, die sich zur Zeit im Schuldienst befinden und sich entsprechend fortbilden. Bei Bedarf sollten LehrerInnen aus dem Ausland eingestellt werden. Julia Naumann