Ägyptischer Menschenrechtler verhaftet

■ Regierungskritiker soll für „Lügenbericht“ über Polizeiübergriffe eine großzügige Spende der Britischen Botschaft erhalten haben

Kairo (taz) – Während der ägyptische Staat zum 50. Jubiläum der universellen Erklärung der Menschenrechte eine Sonderbriefmarke herausgibt, startet die Regierung eine neue Kampagne gegen heimische Menschenrechtler. Unter einem fadenscheinigen Vorwand wurde am Montag überraschend der Vorsitzende der Ägyptischen Menschenrechtsorganisation (EOHR), Hafis Abu Saada, verhaftet und ohne gerichtliche Anklage für 15 Tage in Verwaltungshaft genommen. Dem prominenten Menschenrechtler wird vorgeworfen, ausländische Spenden angenommen zu haben, mit dem Ziel, dem nationalen Interesse des Landes zu schaden.

Der Verhaftung war ein Bericht in der dem ägyptischen Sicherheitsapparat nahestehenden Wochenzeitung al-Usbua (Die Woche) vorausgegangen. Demnach soll die EOHR 25.000 US-Dollar von der Britischen Botschaft in Kairo angenommen haben.

Laut der Zeitung veröffentlichte die Organisation mit Hilfe des Geldes einen „lügnerischen“ Bericht über einen Zwischenfall in dem hauptsächlich von Christen bewohnten Dorf al-Koscheh in der südägyptischen Provinz Sohag. Nach einem Mordfall waren dort im vergangenen August, laut dem Bericht der EOHR, 200 Dorfbewohner verhaftet, verprügelt und zum Teil in Polizeigewahrsam gefoltert worden sein. Unter den Opfern sollen auch Frauen und Kinder gewesen sein.

In einer eiligst von neun verschiedenen Menschenrechtsgruppen einberufenen Pressekonferenz erklärte deren Sprecher Gasser Abdal Rasek den Vorwurf der ausländischen Spende für den Bericht für absurd. Das Geld der Britischen Botschaft sei für ein seit drei Jahren laufendes Projekt bestimmt gewesen, mit dem Frauen und behinderten Kindern Rechtsbeistand geleistet werden solle.

Die Verhaftung des Menschenrechtlers Abu Saada habe absolut nichts mit dem Scheck aus der Botschaft zu tun und diene lediglich dazu, Menschenrechtsverletzungen zu vertuschen, erklärte Abdal Rasek, der jetzt ein weiteres hartes staatliches Vorgehen gegen andere ägyptische Menschenrechtsgruppen nicht mehr ausschließt.

Ironischerweise war Abu Saada nächste Woche zu einer Konferenz in Paris eingeladen. Thema: „Der Schutz von Menschenrechtlern vor Menschenrechtsverletzungen“. Karim El-Gawhary