Runter in drei Minuten

Winterfreuden auf dem Bungsberg: Auf dem höchsten Punkt im platten Land wurde mal wieder der Skilift angeschmissen  ■ Von Christine Schultze

Frische Luft und Meeresrauschen, Segeln und Baden – das sind Urlaubsszenarien, die Touristen gemeinhin mit Schleswig-Holstein verbinden. Daß das platte Land auch Freunden des Wintersports etwas zu bieten hat, mag vielen Deutschen südlich der Elbe fremd sein: Der Bungsberg bei Schönwalde in der Holsteinischen Schweiz ist mit 168 Metern die höchste Erhebung zwischen Nord- und Ostsee – und er hat den einzigen Skilift des Landes.

Anders als in den vergangenen Jahren sieht es am Hausberg der Flachländer diesmal nach einer prächtigen Saison aus: „Es wurde ja auch Zeit, daß es mal wieder richtig Winter wird“, findet Landwirt Horst Schnoor, der seit 17 Jahren den 200 Meter langen Bungs-berg-Lift betreibt. Kaum sind die ersten Flocken vom Himmel gefallen, versammeln sich ruckzuck ein paar hundert Leute auf dem Hügel. Die Gäste reisen aus ganz Schleswig-Holstein an, um auf Skiern und Schlitten den Hang hinunterzugleiten, spazieren zu gehen oder in der Berghütte Punsch zu trinken.

Meist kann der winterliche Bungsberg nur für zwei bis vier Wochen mit Schnee aufwarten. Dann allerdings ist der Besucherandrang in den Augen Schnoors durchaus ausreichend. Mehr als 500 bis 600 Menschen würde das Gelände seiner Ansicht nach nämlich gar nicht verkraften, da sich sonst die Wartezeiten an dem mit 35 Bügeln bestückten Lift zu stark verlängern würden.

Schnoors Vorgänger hatte Skiläufern noch mit einer ganz anderen Technik zu ihrem Vergnügen verholfen: Ein Trecker mit Antriebswelle betrieb seinerzeit ein umlaufendes Seil, in das sich die Sportler einhängen und auf den Hügel ziehen lassen konnten. „Inzwischen ist alles streng nach TÜV-Vorschrift“, freut sich Schnoor.

Trotz aller Gemütlichkeit und „technischer Perfektionierung“ zieht es echte Skifahrer inzwischen offenbar nicht mehr so sehr zum Bungsberg. Horst Edler jedenfalls war schon seit 20 Jahren nicht mehr dort. Der Vorsitzende der über 1800 Mitglieder zählenden Skivereinigung Schleswig-Holstein bezeichnet den Hang als „uninteressant“. Binnen drei Minuten sei man da runtergerutscht.

Um alpinen Skilauf zu betreiben, nehmen die Mitglieder von Edlers Vereinigung lieber den weiten Weg in die Skigebiete der Alpen, Norwegens, Frankreichs oder Italiens auf sich – nicht zuletzt aus Sorge um das Sportgerät: „Wenn Sie heute einen guten Ski mit Bindung kaufen, kostet das etwa 1000 Mark. Solche Bretter sollte man nicht auf einer solchen Wiese kaputtmachen“, meint Edler.

Davon lassen sich die Schönwalder jedoch nicht beirren. Der Lift ist aufgebaut und der Bungsberg somit für das Wintervergnügen gerüstet. Erste Rodler seien schon den Hang runtergesaust, sagt Bürgermeister Heinz Waldow. Fürs Skilaufen reichte es bislang aber noch nicht.