„Ich hatte Lebensangst“

■ HSV-Vorstand Mares entschuldigt sich für Fan-Randale gegen St. Pauli-Spieler

Rolf Mares, der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV, griff gestern zum Telefon. Und entschuldigte sich bei Heinz Weisener, dem Präsidenten des FC St. Pauli, für die tätlichen Angriffe von Hooligans auf die Spieler des Millerntorvereins. „Ich schäme mich für die HSV-Fans. Das ist unerträglich“, versicherte der HSV-Chef. Er werde sich auch noch persönlich bei den Spielern entschuldigen.

Als die Mannschaft am Sonnabend abend in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfuhr, erwarteten sie bereits 250 Anhänger der Rothosen. Beim Verlassen des Waggons wurden die Kicker von Wurfgeschossen – Eiern, Flaschen und vollen Bierdosen – getroffen. „Es war ein widerliches Erlebnis“, empfand Mannschaftsarzt Peter Benckendorff, der als einer der ersten ausgestiegen war. „Ich hatte Lebensangst.“ Polizeikräfte, die am anderen Ende des Sackbahnhofs standen, griffen erst später ein.

„Ich habe nur gedacht: Wenn jetzt einer der Spieler ausrastet, dann knallt es hier richtig“, schätzt der Medienkoordinator des FC St. Pauli Dirk Andresen die Lage im Rückblick ein. Man könne jetzt nichts anderes tun, als die Entschuldigung der Führungsetage vom Rothenbaum anzunehmen. Ansonsten wolle man versuchen, die Geschichte nicht allzu sehr hochkochen zu lassen: „Alles weitere – Strafanzeigen zu stellen oder Stadionverbote auszusprechen – ist Sache des HSV.“

„Die Vorfälle machen wütend und betroffen“, erklärte auch HSV-Sportchef Holger Hieronymus, „wir bedauern das Ganze sehr und entschuldigen uns in aller Form beim FC St. Pauli.“ Er versprach, die Täter mit Hilfe von Videoaufzeichnungen und Gegenüberstellungen ausfindig zu machen. „Mit diesen Leuten wollen wir nichts zu tun haben“, so Hieronymus, der gegen die Gewalttäter ein Stadionverbot verhängen will.

In der Vergangenheit gab es bei Derbys der beiden Hamburger Profimannschaften immer wieder Randale und Schlägereien, zuletzt im Juli diesen Jahres bei einem Benefizspiel am Millerntor. Erstmals aber wurden die Spieler eines der Teams von gewalttätigen Fans angegriffen. else