Guinea: Gezeichnet von Diktatur, umgeben von Bürgerkriegen

Guinea errang noch zu französischen Kolonialzeiten in Afrika Berühmtheit, als sich das Gebiet 1958 als einzige Provinz Französisch-Westafrikas gegen eine fortdauernde Bindung an Frankreich aussprach und sofort in eine völlig unvorbereitete Unabhängigkeit entlassen wurde. Unter dem Nationalhelden Sekou Touré, der sich dem sozialistischen Lager zuwandte, wurde Guinea daraufhin zu einer der finstersten Diktaturen Afrikas. Nach Tourés Tod 1984 wurde der bis heute regierende General Lansana Conté Präsident.

Conté ließ sich erstmals 1993 in freien Wahlen bestätigen und steht am kommenden Sonntag erneut zur Wahl an. 1993 gewann er mit 51 Prozent eine knappe absolute Mehrheit, was ihm eine Stichwahl ersparte; aufgrund massiver

Unregelmäßigkeiten erhob jedoch die Opposition den Vorwurf der Wahlfälschung und ging auf die Straße, was zu blutigen Unruhen führte. 1996 erlebte Guinea die nächste politische Krise, als sich Teile des Militärs gegen Conté erhoben und bei einem Putschversuch, bei dem der Präsidentenpalast abgebrannt wurde, fast die Macht ergriffen.

Zur Instabilität Guineas trägt seine geographische Lage bei. Das Land ist umgeben von Bürgerkriegsländern – Liberia, Sierra Leone, Guinea-Bissau – und ist in ihnen allen militärisch präsent. Inzwischen beherbergt Guinea, das 7 Millionen Einwohner zählt, 650.000 Flüchtlinge aus diesen Nachbarländern, zumeist aus Sierra Leone. In der Präfektur Faranah, wo besonders viele sierraleonische Flüchtlinge leben, greift mittlerweile der in Sierra Leone tobende Bürgerkrieg auf Guinea über – im November starben bei Angriffen sierraleonischer Rebellen auf guineische Dörfer zehn Menschen. Die Opposition in Guinea kritisiert Guineas militärische Rolle, die es durch seine Teilnahme an der westafrikanischen Eingreiftruppe „Ecomog“ in den Nachbarländern spielt.