■ Soundcheck: Cheb Mami / 3. Hamburger Schlachtfest
Gehört: Cheb Mami. Der Mann weiß, was sich gehört. Geduldig grinst er während der Zugabe fürs Fotoalbum, und oft sind kleine Grüppchen zu beobachten, die sich vor der Bühne postieren, um sich mit dem „Prince of Rai“ im Hintergrund ablichten zu lassen. Familientreff beim Superstar. In Paris geht das Konzertgefolge des Exil-Algeriers regelmäßig in die Zehntausende, am Dienstag waren es jedoch nur knapp vierhundert, die Mamis Forderung „Everybody do the Rai“ in die Fabrik folgten.
Lag es an den arktischen Temperaturen oder am unverhohlenen Pop-Appeal, mit dem der Sänger Erwartungen auf besinnliche Folklore bereits im Vorfeld dämpfte? Während draußen die Vögel von den Dächern kippten, sorgte Mamis sechsköpfige Band jedenfalls für veritable Rockpalaststimmung. Es ist schon erstaunlich, was so alles in ein Keyboard paßt – Akkordeons, Steeldrums, ja ganze Bläsersätze können in ihm verschwinden! Cheb Mami indes genoß das call and response mit dem Pulk, der seinen arabischen Melismen Mächtigen und bewies selbst im Duell mit einem frankophonen Rapper noch nonchalanten Stil. Daß er dabei nur selten seine klagenden Gesänge anstimmte und vom Rai oftmals nur der Ansatz übrigblieb, störte nach zwei Stunden Party dann auch niemanden mehr.
Michael Hess
Heute und morgen abend: 3. Hamburger Schlachtfest. Die Einnahmen werden diesmal umgeleitet. In den letzten beiden Jahre flossen die Einnahmen der Benefiz-Veranstaltung direkt ins Säckel der Hamburger Tafel, die sich um die Obdachlosen der Stadt kümmert. Diesmal aber kommt das Geld den Katastrophenopfern von Léon zugute. Auch diesmal gibt es beim Schlachtfest eine Tombola und andere Gimmicks – vor allem aber natürlich Musik. Heute spielen Smoke Blow, Electric und Sissies unterschiedliche Interpretationen von Rock, morgen werden mit Late September Dogs und Spherical elektronische Gefilde ausgekundschaftet. Die Austragungsorte für das nächste Schlachtfest stehen übrigens auch schon fest: Hamburg und Tokio.
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