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Lloyd-Dynamo-Werke sind pleite

■ Die Geschäftsführung mußte Konkurs anmelden / 306 Beschäftigte bangen jetzt um ihre Jobs / Der Grund für das Finanzdesaster: Die Penionslasten sind nicht mehr bezahlbar

Als die Bobme geplatzt war, kam die Bombenwarnung. Kurz nachdem die Geschäftsführung der Lloyd-Dynamo-Werke GmbH den Betriebsrat am Donnerstag gegen zehn Uhr über den bevorstehenden Gang zum Konkursgericht informiert hatte, mußten die 306 Beschäftigten evakuiert werden. Am Rande des Firmengeländes am Hastedter Osterdeich wurde eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Die schlechte Nachricht erreichte die Belegschaft deshalb erst gestern, mit einem Tag Verspätung: Die Lloyd-Dynamo-Werke (LWD) sind pleite. Die Geschäftsführung hat beim Amtsgericht Konkurs angemeldet. Schuld an der finanziellen Misere des Unternehmens, das Motoren und Generatoren herstellt, sind nach Angaben des Unternehmens die hohen Pensionslasten. Zur Zeit müssen 306 Mitarbeiter die Pensionsansprüche von 815 ehemaligen Belegschaftsmitgliedern erwirtschaften. Aufgrund einer Betriebsvereinbarung haben die ausgeschiedenen Belegschaftsmitglieder Pensionsansprüche, die sich derzeit auf 38 Millionen Mark belaufen. Hinzukommen jährlich drei Millionen Mark, um die Pensionsansprüche auch in Zukunft zu sichern. „Unsere Auftragsbücher sind voll. Aber das ist nicht zu schaffen“, stöhnt Betriebsratsvorsitzender Günter Grotheer.

Die Hiobsbotschaften aus dem Hause Lloyd-Dynamo haben eine lange Tradition. Seit 1990 ist die Belegschaft wegen der schlechten Auftragslage kontinuierlich von ursprüglich 950 Mitarbeitern auf 306 reduziert worden. 1995 verkaufte die Muttergesellschaft AEG Anteile und zog sich aus der Motorenherstellung zurück. Ein Jahr später, 1996, wurde die Motorenfabrik, deren Jahresumsatz damals bei 90 Millionen Mark lag, zusammen mit acht anderen AEG-Töchtern an die deutsch-englische Investorengruppe CWB Capital Partners verkauft. Die CWB, die als erfahrene Sanierer angeschlagener Firmen gilt, gehört der Westdeutschen Landesbank und einer britischen Bank. Von den damals noch rund 600 bestehenden Arbeitsplätzen wurden binnen kurzer Zeit rund 300 abgebaut. Ein Teil der Belegschaft wurde mit Hilfe der Beschäftigungsgesellschaft „Innovations- und Qualifizierungsgesellschaft LDW“ vorrübergehend von der Arbeitslosigkeit bewahrt.

Bei den LDW werde weitergearbeitet wie bisher, versichert Betriebsrat Grotheer. Der 51jährige Konstrukteur ist zuversichtlich, daß es der LDW im Rahmen des Konkursverfahrens gelingt, sich von den hohen Pensionsverpflichtungen zu befreien. „Wir arbeiten sogar am Wochenende, die Stimmung ist gut, das schaffen wir“, gibt sich Grotheer optimistisch. Angst vor Arbeitslosigkeit kenne er nicht. „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Es geht weiter. Sie werden sehen.“

Ein Sequester, der Anwalt Dr. Göbel, prüft derzeit die verbleibende Masse des Unternehmens. Die „Vorraussetzungen für eine Fortführung“ seinen „gegeben“, heißt es in einer offiziellen Erklärung des Unternehmens. Mitarbeiter müßten derzeit nicht entlassen werden. Der Geschäftsbetrieb solle „ohne Einschränkungen“ aufrecht erhalten werden. Die LDW seien in den vergangenen drei Jahren mit 43 Millionen Mark umstrukturiert worden, Teile des Betriebsgeländes seien verkauft, Kontakte zum internationalen Markt geknüpft worden. Der Umsatz der letzten drei Jahre wird mit 70 Millionen Mark angegeben. 1989 mußte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge einen Verlust in einstelliger Millionenhöhe hinnehmen. kes

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