■ Fühlen Sie sich wohl in Ihrem Kiez?
: „In Neukölln stinkt es mehr als in Zehlendorf“

Armin Bender, 45 Jahre, Sozialhilfeempfänger

Ich wohne in der Nähe vom Urbankrankenhaus in Kreuzberg. Einerseits ist die Wohnung schön, die Lage günstig, und auch die Gegend ist hübsch, aber es ist einfach zu laut, eine Rennstrecke für Rettungswagen. Deswegen würde ich gerne da weg. Ich habe aber nicht das Gefühl, daß sich die sozialen Verhältnisse in meinem Haus und in der Gegend in letzter Zeit verschlechtert haben.

Gülhan Gögce, 19 Jahre, Schülerin

In Friedenau lebe ich gerne, es ist richtig schön. Es ist still, und es gibt keine Schlägereien. Die Leute in der Nachbarschaft kennen sich schon ewig. Auffallend ist, daß neue Läden dauernd wieder schließen, weil die Leute nicht mehr soviel Geld haben und nicht genug verkauft wird. Generell fühle ich mich in Friedenau sicher, alle zwei, drei Schritte kennt man jemanden, auch nachts gibt es kein Problem.

Joachim Liebers, 30 Jahre, freier Journalist

Ich wohne in Zehlendorf, es ist ganz gut da. Ich habe mal in Neukölln gewohnt, und da war es lauter und hat mehr gestunken. Das klingt jetzt spießig, aber es gibt mehr Penner in Neukölln, siffige Leute, die im Supermarkt vor einem stehen und so stinken, daß einem die Lunge abstirbt. Das ist in Zehlendorf nicht so. Unsicher fühle ich mich weder in Neukölln noch in Zehlendorf.

Heinrich Erlenbeck, 63 Jahre, Rentner

Ich lebe seit 20 Jahren in Berlin, eigentlich komme ich aus Hessen. Jetzt wohne ich in der Prinzenstraße in Kreuzberg. Abends gehe ich nicht raus, ich bin nur tagsüber weg. Die Tippelbrüder hier haben auch vor 20 Jahren schon auf der Straße gesessen, manche kenne ich mit Namen, die stören mich nicht. Ich fühle mich wohl hier und fahre auch viel raus. Nach Potsdam zum Beispiel, ich habe ja Zeit.

Patrick Malzahn, 23 Jahre, arbeitslos

Im Prenzlauer Berg ist es sehr angenehm, ich wohne in einer Seitenstraße der Schönhauser Allee. Es ist sehr ruhig, nur Parkplätze findet man nicht. Viel Kontakt zu Nachbarn habe ich nicht, aber man kann ruhig vor sich hinleben. Ich glaube, die Wohnsituation im Prenzlauer Berg verbessert sich eher, weil viele Häuser saniert werden. Von hoher Kriminalität oder so was habe ich noch nichts mitgekriegt.

Ingrid Schmolinski, 63 Jahre, Hausverwalterin

Eigentlich lebt es sich in Neukölln ganz gut. Es hat sich viel verändert, sehr viele Ausländer sind jetzt dort hingezogen. Aber solange sie mich nicht belästigen, stören sie mich auch nicht. Da, wo viele Ausländer wohnen, ist es aber schon schlimm, da sind die Häuser dreckig. In dem Eckchen, in dem ich wohne, geht es noch. Wir achten da ein bißchen drauf, nehmen aber auch Ausländer. Damit habe ich kein Problem. Umfrage: Iris Krumrei

Fotos: Hans-Peter Stiebing