Ort der Konfrontation soll bleiben

■ Berliner Politiker lehnen Naumann-Vorschlag zum Holocaust-Mahnmal weitgehend ab. Eine bloße Ausstellung passe nicht zu bereits vorhandenen Gedenkstätten. Berliner SPD und Grüne plädieren weiterhin für de

Berliner Politiker haben die Pläne des Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Michael Naumann, für den Bau eine Gedenkstätte für Wechselausstellungen anstatt des geplanten Holocaust- Mahnmals gestern weitgehend abgelehnt. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) sagte zur taz, daß Ausstellungen eine Konkurrenz zu den bestehenden Erinnerungsstätten Berlins darstellten. Ein großes Denkmal wie von Eisenman sei dagegen ein „Stolperstein“. Stadtbummler und Touristen könnte sich dieser Konfrontation nicht entziehen.

Naumann will, so berichtet der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe, eine Gedenkstätte errichten, in der wechselnde Ausstellungen zu sehen sein sollen. Daneben kann sich Naumann einen „Garten des Spiels und der Besinnung“ vorstellen, den der Präsident der Akademie der Künste, György Konrád, vorgeschlagen hatte. Sollte der Bundestag Mitte nächsten Jahres dem Naumann-Vorschlag folgen, würden weder der Eisenman-Entwurf am Brandenburger Tor noch eine Dokumentation im Jüdischen Museum oder auf dem Gelände der Topographie des Terrors verwirklicht werden.

Auch SPD-Fraktionschef Klaus Böger und sein Gegenkandidat für den Posten des Regierenden Bürgermeisters, Walter Momper, sprachen sich für eine – wenn auch modifizierte – Form des Eisenman-Entwurfs aus.

Der Chef der Staatskanzlei, Volker Kähne (CDU), forderte vom Bund, das Konzept mit Berlin abzustimmen. Er fürchte einen Alleingang Bonns. Die Notwendigkeit eines Mahnmals sei unbestritten, sagte Kähne. Auch die Bundestagsabgeordnete der PDS, Petra Pau, kritisierte Naumann: Ein Kulturbeauftragter könne den Bundestag nicht ersetzen. Das sei eine „Brüskierung des Parlaments“. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Rennebach, die sich auch für ein Denkmal aussprach, plädierte für einen baldigen Beschluß des Bundestages.

Ähnlich wie Strieder argumentierten auch die Fraktionsvorsitzender der Grünen, Michaele Schreyer, sowie Julius Schoeps, der Leiter des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums für Jüdische Studien. Der Alternativvorschlag von Naumann füge sich nicht in die Gedenkstättenstruktur Berlins ein, sagte Schreyer. Schoeps bezeichnete die geplanten Ausstellungen als „Doublette“. Er sprach sich für eine neue Ausschreibung aus. Schreyer störte sich zudem an dem „seltsamen Verfahren“ Naumanns. Der Wettbewerb sei noch nicht abgeschlossen, außerdem entscheide der Bundestag.

Etwas versöhnlicher klang allein der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt. Zwar teile er die Kritik an den geplanten Ausstellungen, so Liepelt. Er könne sich jedoch mit dem Garten von Konrád anfreunden. Eine parkähnliche Gestaltung eigne sich besser zum Nachdenken als die Betonstelen von Eisenman. Jutta Wagemann, Julia Naumann

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