Kostüm sechs Mark

600 Auftritte an einem einzigen Abend: 25 Jahre Weihnachtsmannvermittlung  ■ Von Rüdiger Ewald

Auch an den Weihnachtsmännern ist die Preissteigerung der vergangenen Jahre nicht spurlos vorbeigegangen. Kostete vor 25 Jahren, als die Arbeitsvermittlung des Arbeitsamtes Kiel erstmals die kostümierten Rauschebärte vermittelte, ein Einsatz noch 15 Mark, müssen heute Familien am Heiligabend 60 Mark für einen Auftritt zahlen. Arbeitsvermittler Peter Stephan erinnert sich an die Anfänge: „1973 fingen wir in einem gemieteten Raum an der Uni an. Wir hatten zwölf Kostüme, die vom Studentenwerk für sechs Mark Reinigungsgebühr an geeignete Studenten vermietet wurden.“

Ausgesucht wurden die ersten Weihnachtsmänner wie heute auch nach der richtigen Größe. Eine gute, möglichst tiefe und glaubwürdig wirkende Stimme hilft ebenfalls bei der Bewerbung für den Bescherungs-Job. 100 Familien nahmen im ersten Jahr die Dienstleistung der Jobvermittlung in Anspruch. Weil damals kaum ein Student ein Auto besaß, beschränkte sich das Einsatzgebiet der Gelegenheits-Weihnachtsmänner auf das Stadtgebiet. Zur Bescherung ging es mangels Rentierschlitten zu Fuß.

Die Zeiten haben sich inzwischen geändert. Etwa 60 „automobile“ Weihnachtsmänner haben am 24. Dezember einen festen Routenplan, um ihre 600 Auftritte in Kiel und Umgebung genau vorbereiten zu können. „Von den Weihnachtsmännern der ersten Stunde ist keiner mehr dabei“, erinnert sich Stephan. Der dienstälteste – kein Student – hat aber auch schon 15 Jahre Berufserfahrung.

Als Krisenmanager hat sich Stephan auch schon betätigen müssen: In einem Jahr klingelte bei ihm privat am Mittag des 24. Dezembers das Telefon. Einer seiner wattebärtigen Mitarbeiter meldete sich wegen hohen Fiebers krank. Die acht Besuche übernahm Stephan dann selbst.