Protestaktion vor neuem Rep-Hauptsitz in Pankow

■ Schüler, Anwohner und Politiker gegen Rep-Geschäftsstelle in ehemals jüdischer Villa

Gegen den Einzug der „Republikaner“ in die Villa Garbaty haben gestern Anwohner sowie Vertreter aller Parteien des Abgeordnetenhauses vor dem Haus in Pankow demonstriert. Auch die Jüdische Gemeinde Berlins, der Bund der AntifaschistInnen sowie mehrere Pankower Oberschulen beteiligten sich an der Aktion gegen die neue Bundesgeschäftsstelle. Nach Polizeiangaben nahmen rund 300 Menschen teil, die Veranstalter sprachen von 500 Demonstranten.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Andreas Nachama, nannte es „ein ermutigendes Zeichen“, daß auffällig viele junge Leute ihren Protest gegen die „Republikaner“ und ihren Einzug in einen ehemals jüdischen Besitz äußerten. „Die ,Republikaner‘ sind keine Partei, sondern eine PR- Agentur für Ausländerfeindlichkeit, die wir hier nicht haben wollen“, sagte Nachama.

„Der öffentliche Druck auf den Vermieter und die ,Republikaner‘ muß aufrechterhalten werden“, forderte auch der Pankower SPD- Vorsitzende, Hans-Peter Seitz. Mit rechtlichen Mitteln könne man den Reps nicht verbieten, eine Geschäftsstelle einzurichten, sagt die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling. Eine Partei mit eindeutig fremdenfeindlichen Wahlplakaten könne jedoch an diesem Ort nicht hingenommen werden. Der 14jährige Hans Goldenbaum, Schüler des Rosa-Luxemburg- Gymnasiums in Pankow, hat generell etwas gegen die „Republikaner“. „Aber erst recht in Pankow und insbesondere in diesem Haus“, sagte er. Aus seiner Schule waren besonders viele Jugendliche zur Protestaktion gekommen, einige trugen selbstgemalte Transparente.

Der Vermieter des denkmalgeschützten Gebäudes in der Berliner Straße 126–128, das sich bis 1939 im Besitz des jüdischen Fabrikanten Moritz Garbaty befand, hatte den „Republikanern“ das Gartenhaus ab 15. 12. zur Verfügung gestellt. Offiziell gilt der Mietvertrag ab 1. 2. 1999. Offizieller Mieter ist der Diplomingenieur Wolfgang Seifert. Laut einem Zeitungsbericht im Neuen Deutschland soll er mit der „Republikaner“-Aktivistin Irmgard Seifert verheiratet sein. Derzeit befindet sich die Bundesgeschäftsstelle der Reps noch in Steglitz.

Die Enkel des jüdischen Zigarettenfabrikanten Garbaty leben heute in Michigan, USA. Thomas J. Garbaty, Professor für englische Geschichte, eröffnete im vergangenen Jahr im Heimatmuseum Pankow die Ausstellung „Pankow und die Königin von Saba“, die die Geschichte der Zigarettenfabrik Garbaty dokumentierte. Nach Angaben von Barbara Keil, ehemalige Mitarbeiterin des Heimatmuseums, erhielten die Erben Garbatys zu DDR-Zeiten eine Entschädigung für das Anwesen, das als bulgarische Botschaft gedient hat. Rechtlich bestünden daher keine weiteren Restitutionsansprüche. Iris Krumrei