Freigang für Abdullah Öcalan

■ Italienische Behörden heben den Ausarrest für den PKK-Chef früher als nötig auf. Die türkische Regierung ist empört über die Nachricht. Das weitere Schicksal des Kurden ist unklar

Rom/Ankara/Berlin (AFP/dpa/ taz) – Abdullah Öcalan ist frei. Gestern hob Italiens Justiz den für den Generalsekretär der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) geltenden Hausarrest auf. Ob Öcalan nun in Italien bleibt oder wohin sonst er reisen wird, war gestern nicht bekannt.

Ursprünglich hatte der 22. Dezember als Tag für die Aufhebung des Hausarrests gegolten, der letzte Termin für einen Auslieferungsantrag aus Deutschland. Doch weil die Bundesregierung bereits vor Wochen klargemacht hatte, daß sie den in Deutschland wegen Auftrags zu Mord gesuchten PKK-Chef nicht haben will, verzichteten die italienischen Behörden darauf, Öcalan festzuhalten. Die erste offizielle Reaktion auf die Nachricht kam aus Ankara. Öcalans Freilassung sei „eine tragische Entscheidung hinsichtlich der internationalen Beziehungen und des Völkerrechts“, erklärte Verteidigungsminister Ismet Sezgin.

Öcalan war am 12. Dezember aus Moskau kommend in Rom gelandet und festgenommen worden. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt verbrachte er die letzten Wochen in einer schwerbewachten Villa in einem Luxusviertel der italienischen Hauptstadt. Die türkische Regierung hat in Rom die Auslieferung ihres „Staatsfeindes Nummer 1“ verlangt. Italienische Gesetze verbieten jedoch Auslieferungen an Staaten, in denen die Todesstrafe existiert.

Weil die Regierung in Rom den ungebetenen Gast wieder loswerden, Deutschland ihn aber nicht haben will, sucht sie nach Aufnahmeländern. Libyen, Nord-Korea, Sudan und Zypern waren im Gespräch, sollen aber abwechselnd von türkischer und US-amerikanischer Seite abgelehnt worden sein. Am Montag brachte dann der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz Albanien ins Spiel. Italien werde dem türkischen Druck nicht mehr standhalten und Öcalan über das Mittelmeer abschieben. Das Dementi kam prompt. „Öcalan wird nicht nach Albanien ausgeliefert“, hieß es aus dem Außenministerium in Tirana. Überhaupt würde man sich nicht mit Dingen befassen, die keine direkte Verbindung zu Albanien haben. Wann Öcalan einen Fuß aus seiner Villa setzen wird, ist damit genauso fraglich wie sein künftiger Aufenthaltsort. taud