: Streit um Nationalpark
■ Wattenmeer: Kuratorien fühlen sich von Kieler Umweltministerium mißachtet
Um die geplante Novellierung des Nationalparkgesetzes in Schleswig-Holstein ist erneut ein Streit entbrannt. Der Grund: Das Umweltministerium soll den Entwurf für ein neues Nationalparkgesetz bereits in der Schublade gehabt haben, als die Nationalpark-Kuratorien aus Nordfriesland und Dithmarschen in der vergangenen Woche die Stellungnahmen der Gremien zum Ökosystemforschungsbericht in Kiel übergaben.
Dieses Vorgehen sei „dazu geeignet, Mißtrauen zu wecken“, sagte der Vorsitzende des Dithmarscher Nationalpark-Kuratoriums, Landrat Jörn Klimant. Hier werde mühsam aufgebautes Vertrauen verspielt, kritisierte auch sein nordfriesischer Amtskollege Olaf Bastian. In der Region entstehe der Eindruck, die Voten der Kuratorien würden in Kiel mißachtet. Aus dem Umweltministerium dagegen hieß es, bei dem Papier handele es sich um einen „Vorentwurf“. Die Stellungnahmen der Kuratorien würden „selbstverständlich bei der weiteren Bearbeitung des Gesetzentwurfes berücksichtigt.
Im März 1997 hatten sich die Kuratorien mit der Landesregierung darauf verständigt, daß ein neues Nationalparkgesetz Endprodukt eines umfassenden Meinungsbildungsprozesses auch in der Region sein sollte. Denn der 1996 vorgelegte Synthesebericht zur Ökosystemforschung, der die Basis der Gesetzesnovolle bilden sollte, enthielt etliche Vorschläge, die vor allem bei den Menschen, die vom Wattenmeer leben, auf Widerstand stießen. Zu den kontroversen Themen zählten nutzungsfreie Zonen, die seeseitige Erweiterung des Nationalparkes und ein Schutzgebiet für Kleinwale vor Sylt und Amrum.
Unterstützung erhält das Ministerium von Naturschützern an der Westküste. Völlig überzogen etwa nennt die Arbeitsgemeinschaft Nationalpark (AGN) die Proteste. In der AGN sind sechs Naturschutzverbände zusammengeschlossen. Der Entwurf sei lediglich ein „abgemagertes Skelett dessen, was aus fachlicher Sicht für den Nationalpark notwendig ist“. Zudem sei dem Ministerium die Meinung der Kuratorien vorab bekannt gewesen, denn Vertreter aus Kiel sitzen dort mit am Tisch. lno
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