Kommentar: Alte Hüte
■ Vor zehn Jahren wußten es alle schon
Hätte der „Bremer Physikerstreit“ vermieden werden können, wenn die Ergebnisse der regelmäßigen Messungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt aus Braunschweig bekannt gewesen wären? Eigentlich müßte man unterstellen, daß sie bekannt waren. Wie dem auch sei. Der Fall hat eine böse Wendung bekommen.
Die Eltern in der Elbmarsch sind weiter ohne Antwort auf die Frage, wieso es im Umkreis des Atomkraftwerkes in Krümmel so signifikant viele Fälle von Leukämie bei Kindern gibt. Dafür sind die Eltern landauf landab um eine bittere Erkenntnis reicher: Nirgends ist niemand vor den Folgen der Atomkraftwerke sicher.
1987 wußte das jeder. Die britische Strahlenschutzbehörde hatte eine Studie veröffentlicht, nach der von den rund 30 Millionen Westeuropäern, die voraussichtlich bis zum Jahre 2037 an Krebs sterben, etwa 1.000 wegen Tschernobyl erkranken würden. „Von den Bürgern der EG wurden die Menschen in Süddeutschland der höchsten Strahlung ausgesetzt.“
Das Heidelberger IFEU-Institut wies damals darauf hin, daß die Belastung durch Bodenstrahlung auf Dauer immer wichtiger werden würde, also die Strahlung, der man beim Spazierengehen durch die am Boden abgelagerte Radioaktivität ausgesetzt ist. Und dagegen, so schloß die taz damals, sei kaum ein Kraut gewachsen – die einzige Vorsorge sei ein schnelles Abschalten. Klaus Wolschner
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