Endstation für Interregios

■ Deutsche Bahn plant die Streichung von 30 Verbindungen. Intercitys ausgebremst

Berlin (taz) – Die Deutsche Bahn will zum nächsten Fahrplanwechsel im Mai 1999 ihr Interregio-Netz ausdünnen. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte gestern, daß nach dem derzeitigen Planungsstand etwa 30 Interregio-Verbindungen gestrichen oder stark eingeschränkt werden sollen. Die Strecken seien nur sehr schwach ausgelastet, und es gebe parallel zahlreiche Intercity- oder ICE-Züge. Mit einem Großteil der Bundesländer herrsche über die Streichungen bereits Konsens, mit den anderen stünden die Gespräche kurz vor dem Abschluß.

Nach Angaben der Bahn ist das Interregio-Netz zur Zeit nur zu rund 30 Prozent ausgelastet. Auf einigen Linien verkehrten regelmäßig Züge, in denen nur 20 Reisende säßen. „Es ist daher weder öknomisch noch ökologisch nachvollziehbar, diese Linien weiterzubetreiben“, so die Bahn-Sprecherin.

Betroffen sind von den Kürzungen unter anderem die Strecken vom Ruhrgebiet nach Bremen und Hannover, von Karlsruhe nach Salzburg sowie von Saarbrücken nach Lindau. Ganz wegfallen soll die Linie von Aachen nach Berlin. Als Ersatz ist unter anderem geplant, auf der IR-Linie von Hannover nach Berlin fünf neue Zugpaare einzusetzen. Die Interregio- Strecke von Frankfurt nach Münster soll zukünftig außerdem durch eine Verbindung Frankfurt–Hagen–Aachen ersetzt werden. Der Intercity von Köln nach Hannover wird in Zukunft an vier zusätzlichen Bahnhöfen halten. Dadurch verlängert sich die Gesamtfahrzeit um etwa 15 Minuten.

Die Streichung oder Ausdünnung der Strecken bringt für die Reisenden erhebliche Nachteile. Rund 80 bis 90 Prozent der Bahn- Kunden gelten als äußerst preisbewußt. Müssen sie auf Intercity- und ICE-Züge umsteigen, erhöht sich ihr Fahrpreis um einen Zuschlag. Weil durchgehende Linien teilweise gestrichen werden, müssen Fahrgäste bald häufiger umsteigen und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Jens Uehlecke