Oh, wie scheußlich!

„Mach was“ aus deinem Geschenk: Lübecker bringen ungeliebte Gaben unter die Leute  ■ Von Diana Engel

Großtante Hermine plündert seit einigen Jahren ihren Dachboden, wenn es auf Weihnachten zugeht. Antiquarische Schätze finden sich dort längst nicht mehr. Dafür Vasen in rauhen Mengen, Kerzenständer in den urtümlichsten Formen und wahre Ungetüme von Aschenbechern. Die Verwandtschaft mimt alljährlich freudiges Entzücken, wenn Hermine zu Weihnachten ihre Scheußlichkeiten präsentiert. Später landet viel davon jedoch im Müll.

Sinnstiftendere Möglichkeiten der Verwertung tun sich in diesem Jahr nun in Lübeck auf. Die Devise heißt hier Umverteilen. „Mach was“ nennt sich die Initiative, die Thomas Löffler zusammen mit vier Freunden ins Leben gerufen hat. In den Weihnachtstagen organisieren sie einen Geschenke-Shuttle-Service, der auf Abruf herbeieilt, die ungeliebten Gaben einsammelt und weiterverschenkt – „und zwar an Menschen, die gar nichts geschenkt bekommen“.

„Mach was“ denkt dabei vor allem an Obdachlose oder mittellose Eltern. Warme Kleidung, Kinderspielzeug, Haushaltsgeräte, aber auch Bücher, Kosmetiktaschen inklusive Duschgel oder Radiowecker wollen die fünf bis zum 31. Dezember entgegennehmen. Wichtig ist ihnen, daß die Sachen nigelnagelneu und einigermaßen sinnvoll sind. „Wenn jemand ein Bild mit einem röhrenden Hirsch abgeben will, dann sagen wir: Nein Danke“, sagt Löffler. „Wir sind doch kein Entrümplungsunternehmen.“

Viele Schätzchen von Tante Hermine haben also keine Chance. Der selbstgestrickte Pullover mit Lochmuster hingegen, den sie im vergangenen Jahr ihrem Großneffen Theodor (Bankkaufmann, 33) kredenzte, fände Zuspruch. Die Geschenkabholung erfolgt übrigens äußerst diskret mit Hilfe unauffälliger Privatfahrzeuge.

Initiative „Mach was“, Tel.: 0451/799 59 15 täglich von 10 bis 12 Uhr und von 17 bis 19 Uhr. Fax: 7995955.