Billigere Freizeit mit Familienpaß

■ Mit dem 100-Seiten-Heft für 10 Mark werden viele Veranstaltungen günstiger. Geringe BVG-Ermäßigung. Grüne: Paß reicht für arme Familien nicht aus, um Alltag zu erleichtern

Ab Januar 1999 können Familien billiger in den Zoo, zu Sportveranstaltungen und ins Aquarium gehen: Der Senat hat gestern die Einführung des Familienpasses beschlossen. Bundesligaspiele von Hertha BSC, Tennis Borussia oder Alba stehen ebenso auf den Programm wie Kurse und Veranstaltungen in Musikschulen oder Bustouren zu Freizeit- und Erlebnisparks. Restaurants bieten Ermäßigungen an, Großbetriebe laden zu Besichtigungen ein.

Das 100-Seiten-Heft enthält Gutscheine für insgesamt 340 Angebote. Den Paß können nicht nur Familien mit zwei Elternteilen kaufen. Auch Partner ohne Trauschein, getrennt Lebende und Alleinerziehende können den Paß erwerben. Voraussetzung ist lediglich, daß mindestens ein Elternteil gemeinsam mit einem Kind bis einschließlich 17 Jahre, das in den Paß eingetragen wird, an den vergünstigten Veranstaltungen teilnehmen muß.

Das Einkommen spielt dabei keine Rolle. Familien mit geringerem Einkommen, die unter die Härtefallregelungen der Krankenkassen fallen, erhalten zusätzlich Fahrpreisermäßigungen bei BVG und S-Bahn. Beim Erwerb einer zusätzlichen Marke für 20 Mark zum Familienpaß kann ein Erwachsener mit gültigem Fahrausweis die im Familienpaß eingetragenen Kinder bis zum vollendeten 16. Lebensjahr wochentags ab 9 Uhr und am Wochenende ganztägig unentgeltlich mitnehmen. Kinder, die bereits eine Monatsmarke haben, profitieren nicht davon.

Der Paß wird durch Mittel der Stiftung Deutsche Klassenlotterie mit 820.000 Mark bezuschußt. Hinzu kommen die Einnahmen aus dem Verkauf des Passes und aus der Unterstützung zahlreicher Sponsoren.

Die Bündnisgrünen kritisieren den Paß. Er reiche nicht aus, so die familienpolitische Sprecherin Elfi Jantzen, um armen oder an der Armutsgrenze lebenden Familien den Alltag zu erleichtern. Zudem grenze der Paß Familien mit älteren Kindern aus, da jedes Angebot von Eltern und Kindern gemeinsam unternommen werden müsse. Bereits im Sommer hatten alle Parteien im Abgeordnetenhaus kritisiert, daß der Paß erst 1999 eingeführt wird, obwohl er schon seit 1996 Teil des Koalitionsvertrages ist. Die zuständige Senatorin Ingrid Stahmer (SPD) hatte damit argumentiert, daß der Paß „kostenneutral“ sein müsse, da es dafür keine Haushaltsmittel gebe. Julia Naumann

Der Familienpaß kostet 10 Mark. Es gibt ihn u.a. bei den Bürgerberatungen der meisten Bezirke, den Nachbarschaftsheimen, dem SEZ und dem FEZ und ab Januar auch in den Kaiser's-Filialen.