Wenn Mallorca und Sylt dasselbe Geld haben...

■ ...muß der Euro dasein. Dann werden Überweisungen im Euro-Raum und Wechselkursgebühren billiger. EU-Bürger haben von der Einführung des Euro am 1. Januar ansonsten kaum etwas

Brüssel (taz) – Am 1. Januar 1999, Punkt Mitternacht, beginnt ein neues Zeitalter: Zack bumm, der Euro ist da! Aber was ändert sich? Die Franzosen werden auch im neuen Jahr ihr Baguette in Franc bezahlen, die Deutschen ihr Schwarzbrot in Mark und die Spanier ihre Bocadillos in Peseten. Kaum einer wird merken, daß er in Wirklichkeit in Euro bezahlt. Denn Mark, Franc und Peseta sind ab Jahresanfang nur noch Untereinheiten der europäischen Währung: Eine Mark ist 0,5057 Euro wert, ein Französischer Franc 0,1507 Euro, eine Peseta 0,0059 Euro. Im Alltag wirkt sich das für die meisten vorerst nicht aus.

Bis 2001 gelten weiterhin Mark und Pfennig, erst danach werden Scheine und Münzen ausgetauscht. Wer allerdings will, kann sein Bankkonto auf Euro umstellen. Beim Ein- und Auszahlen wird dann umgerechnet. Am Wert, also an der Kaufkraft, ändert sich nichts. Praktisch ist das nur, wenn man mit mehr als einer Währung zu tun hat. Unternehmen mit grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen werden deshalb ihre Buchführung zügig auf Euro umstellen. Das erhöht die Übersicht und vermindert den Rechenaufwand.

Die einzige sofort spürbare Änderung am 1. Januar ist die Fixierung der Wechselkurse. Der Umtausch von einer Währung in die andere wird dadurch billiger, was bei Reisen sehr angenehm ist. Denn durch die feste Bindung der nationalen Währungen an den Euro verschwinden auch die Wechselkursschwankungen etwa zwischen Mark und Franc oder Peseta. Für Banken und Wechselstuben entfällt damit das Risiko, daß etwa die in Spanien gegen Peseten eingetauschten Märker bis zum Rücktausch in Deutschland an Wert verlieren könnten. Wieviel sie davon an die Kunden weitergeben, ist noch offen. Das wird der Markt entscheiden, heißt es. Im Klartext: Gebühren für den Umtausch wird es weiterhin geben. Schließlich, so der deutsche Sparkassenverband, sei dafür Personal notwendig, das Geld müsse vorrätig gehalten und die eingetauschten Scheine über weite Strecken ins Ursprungsland zurück transportiert werden.

Die EU hat ausdrücklich darauf verzichtet, die Höhe dieser sogenannten Handling-Gebühren verbindlich festzuschreiben. Vor allem Regierungen mit ausgeprägter Fremdenverkehrsstruktur fürchteten den Ruin kleinerer Geldinstitute. Die Sparkassen in österreichischen Wintersportorten etwa leben oft zu 25 Prozent vom Geld umtauschender Touristen. Sie werden weiterhin versuchen, soviel wie möglich für den Umtausch zu nehmen. Der Wegfall des Risikozuschlags wird sich deshalb vor allem dort bemerkbar machen, wo mehrere Wechselstuben oder Banken zur Auswahl stehen. Wenn eine die Gebühren senkt, werden die anderen nachziehen müssen. Vor allem in den ersten Januartagen lohnt sich der Preisvergleich. Nach ein paar Wochen werden sich die Gebühren eingepegelt haben.

Bei Auslandsüberweisungen wird sich übrigens erst einmal gar nichts ändern. Da gab es schon bisher kein Wechselkursrisiko, und alle anderen Kosten für die Banken bleiben vom Euro unberührt. Manches deutet sogar darauf hin, daß die Geldinstitute die Einbußen beim Geldumtausch dort wettmachen wollen, wo die Kunden meist keine Alternative haben, zum Beispiel bei Überweisungen. Die Banken und Sparkassen bemühen sich jedoch, durch eine bessere Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen in touristischen Hochburgen im Ausland die Kosten zu senken. Einige wollen die Einsparungen sogar an die Kunden weitergeben. Überweisungen nach Mallorca, verspricht der Sparkassenverband, werden bald nicht mehr viel teurer sein als zwischen Hamburg und München. Aber Mallorca zählt ohnehin schon fast zum deutschen Inland. Alois Berger