Ihr Kinderlein kommet

■ So also sieht das rot-grüne Chaos aus. Das Dreikönigssingen beim Kanzler fällt in die Vorweihnachtszeit. Und Schröder spielt dazu Fußball

Bonn (taz) – So ist Gerhard Schröder noch nicht begrüßt worden. „Gloria in excelsis deo“, schallte es ihm gestern entgegen, als er aus dem Aufzug des Kanzleramtes trat. Schröder lächelte schief und stand zwischen kleinen Königen und geschminkten Mohren herum, als sei er im falschen Film.

Schröder, der sich doch wie kein anderer in Szene zu setzen weiß, kämpfte in dieser Inszenierung mit seiner Rolle. Kein Wunder, ist doch der alljährliche Empfang der katholischen Sternsinger im Kanzleramt eine Erfindung seines Vorgängers. Seit 1984 klang die jährliche Sammelaktion der Sternsinger am 6. Januar im Kanzleramt aus. Helmut Kohl herzte die verkleideten Kinder, sang aus vollem Halse mit und strahlte in die Fernsehkameras.

So ein netter PR-Termin macht sich vor Weihnachten besonders gut, dachte man sich wohl auch bei Schröders und verlegte das Dreikönigssingen ohne Rücksicht auf das Kirchenjahr um zwei Wochen nach vorn. Ostern feiert man auch nicht vor Pfingsten, mögen da Traditionalisten murren. Unter rot- grün bringen Caspar, Melchior und Balthasar ihre Geschenke sogar schon, bevor das Christkind überhaupt geboren ist.

Aber der Kanzler war sichtlich nicht in besinnlicher Stimmung. Schweigend hörte er sich die Lieder an, während Staatsminister Bodo Hombach ab und an einen Refrain mitgrummelte. Beinahe sauertöpfisch blickte der Kanzler, als ihn der Präses der Katholischen Jugend aufforderte, sich für einen Schuldenerlaß für die Länder der Dritten Welt einzusetzen.

Schröders eigener Redebeitrag geriet streckenweise ein wenig unpassend. Die selbstgebastelten Kronen der Kinder nannte er „Masken“ und rutschte noch weiter ins Karnevalistische: „Man muß ja gar nicht im Urlaub braune Farbe bekommen, um Dynamik auszustrahlen. Schminken reicht ja auch, wie ich hier sehe.“ Gelacht haben nur die Presseleute. Kinder verstehen keine Ironie. Schon gar nicht, wenn sie daumendicke schwarze Schuhcreme im Gesicht haben. Ein Fußball rettete schließlich den Kanzler und die Stimmung. Die Lederkugel hatten die Sternsinger dabei, weil der Deutsche Fußballbund eines ihrer Projekte unterstützt. Der Kanzler hielt den Ball fünf Mal in der Luft, wie es Profis vor dem Spiel machen. Da lachten dann alle.

Robin Alexander