Suharto bald doch vor Gericht?

■ Prozeßbeginn gegen indonesische Militärs wegen Entführung und Folter von Regimegegnern. Generäle bleiben jedoch unbehelligt

Jakarta (AFP) – Indonesiens Ex-Präsident Suharto muß sich möglicherweise bald in einem Korruptionsprozeß vor Gericht verantworten. Wie der zuständige Staatsanwalt Andi Ghalib gestern in Jakarta mitteilte, deuteten die Beweise darauf hin. Allerdings müßten die Aussagen von Ministern und Beamten noch einmal mit denen Suhartos verglichen werden. Der 77jährige frühere Diktator war vor zwei Wochen von der Staatsanwaltschaft verhört worden. Ihm wird vorgeworfen, während seiner 32jährigen Herschaft ein Milliardenvermögen angehäuft und Freunde und Familienmitglieder mit lukrativen Jobs versorgt zu haben.

Den Informationen der Staatsanwaltschaft zufolge wurden bereits mehr als umgerechnet 5,34 Millionen Mark auf Konten ermittelt, die in sechs Banken auf Suhartos Namen ausgestellt waren. Außerdem seien allein auf Suhartos Namen Grundstücke in einer Größenordnung von 400.000 Hektar eingetragen. Experten halten es für schwierig, Suharto illegale Bereicherung nachzuweisen, da aufgrund der von ihm erlassenen Verfassung seine Dekrete sofort Gesetz wurden.

Gestern begann vor einem Militärgericht in Jakarta der Prozeß gegen elf Mitglieder der Eliteeinheit Kopassus. Sie sollen Anfang des Jahres an der Entführung und Folter von mindestens 23 Suharto- Gegnern beteiligt gewesen sein. Neun von ihnen tauchten später wieder auf, einer wurde tot aufgefunden und von 13 fehlt jede Spur.

Unter den Angeklagten befinden sich sieben Offiziere mit niedrigem Dienstgrad. Befehlshaber der berüchtigten Sondereinheit, die inzwischen auch von der Armee für die Entführungen verantwortlich gemacht wird, war Suhartos-Schwiegersohn Prabowo Subianto. Er wurde im August ehrenhaft aus der Armee entlassen. Menschenrechtler sprachen von einem „Alibiprozeß“ und forderten, die eigentlich Verantwortlichen, einschließlich Prabowos, vor Gericht zu stellen.