Delhi und Moskau wollen Partnerschaft

■ Beim Indien-Besuch von Rußlands Premierminister Primakow vereinbaren beide Seiten einen weiteren Ausbau ihrer Beziehungen

Delhi (taz) – Indien und Rußland haben eine Intensivierung ihrer engen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen vereinbart. Beim Besuch von Premierminister Jewgeni Primakow in Indien wurden insgesamt sieben Abkommen unterzeichnet. Das wichtigste ist die Ausweitung des Vertrags über die Zusammenarbeit im Rüstungsbereich. Bereits heute bezieht Delhi drei Viertel seiner Waffen aus Rußland, wobei ein großer Teil in Indien gefertigt wird.

Das neue Abkommen sieht eine Vertiefung in bezug auf Forschung, Entwicklung und Produktion von Waffensystemen vor. Dies betrifft namentlich Sukhoi- Kampfflugzeuge, T-90 Panzer und U-Boote. Rußland bietet Indien den Flugzeugträger „Admiral Gortschow“ als Gratisplattform, falls Delhi ihn russisch bewaffnen und mit der Flottenversion des Sukhoi-33 bestücken läßt. Indiens Luftwaffe ist zudem an weiteren zehn Sukhoi-30-Kampfbombern interessiert, zusätzlich zu den 40, die bereits geliefert wurden.

Auch im wirtschaftlichen Bereich hat besonders Moskau großes Interesse an einer Ausweitung der Beziehungen. Indien schuldet Rußland noch immer rund zehn Milliarden Dollar. Rußland will mit seinen Rupienreserven Nahrungsmittel, namentlich Tee, in Indien einkaufen.

Die engen Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sollen auch politisch abgesichert werden. Beim nachgeholten Besuch von Präsident Jelzin im nächsten Jahr – Primakow sprang diesmal für den erkrankten Präsidenten ein – soll ein „strategischer Freundschaftspakt“ abgeschlossen werden. Es ist noch nicht klar, was Delhi und Moskau darunter verstehen. Aber zweifellos stand dessen Ankündigung im Schatten des jüngsten amerikanisch-britischen Militärschlags gegen den Irak. Bereits bei seiner Ankunft hatte Primakow von der Wünschbarkeit eines „strategischen Dreiecks“ zwischen Moskau, Delhi und Peking gesprochen, was China allerdings zurückwies. Bernard Imhasly