Telefonieren immer billiger

■ Preiskrieg geht weiter: Telekom senkt Tarife

Berlin (taz) – Der Preiskrieg auf dem deutschen Telefonmarkt erlebt einen neuen Höhepunkt. Telekom-Chef Ron Sommer hat jetzt angekündigt, 1999 auch abends Ferngespräche für einen Kampfpreis von sechs Pfennig pro Minute anzubieten. Wann genau der neue Tarif eingeführt werden soll, blieb allerdings offen. Laut einem Telekom-Sprecher will das Unternehmen den neuen Minutenpreis jedoch „so bald wie möglich“ realisieren. Auch Konkurrent Mobilcom kündigte gestern eine neue Preisoffensive an: Ab dem 1.Januar sind Gespräche bei dem Schleswiger Anbieter zwischen 19 und 24 Uhr kostenlos, wenn sie nicht länger als eine Minute dauern.

Solche Werbecoups werden für Anbieter wie Mobilcom in Zukunft wichtiger werden, attackiert die Telekom ihre Mitbewerber doch immer heftiger. Schon ab dem 1. Januar senkt die Exmonopolistin ihre Preise auf 12 und 24 Pfennig pro Minute fürs Ferngespräch. Gehen die Gebühren bis auf sechs Pfennig in den Keller, gehört Telekom zu den billigsten Verbindern.

Einzelheiten liegen noch nicht vor. Diskutiert werden zwei Modelle: So könnte der bisherige Nachttarif von zwölf Pfennig für zwei Minuten (gültig nur von zwei bis fünf Uhr morgens) auf die Zeit ab 22 Uhr ausgeweitet werden. Alternativ dazu ist denkbar, die Grundgebühr um ein paar Mark zu erhöhen und den Sechs-Pfennig-Tarif schon am frühen Abend anzubieten.

Mit der neuen Preisrunde reagiert die Deutsche Telekom auf den immensen Verlust von Marktanteilen bei Ferngesprächen. Die Konkurrenten der Exmonopolistin wickeln mittlerweile rund ein Drittel der Gesprächsminuten ab. Die massiven Verluste führte der Telekom-Sprecher gestern auf „eine Schieflage in der Regulierungspolitik“ zurück: „Es geht nicht an, daß wir die Gewinne der Konkurrenz dauerhaft subventionieren.“ Mit einem „sehr aggressiven Preiskampf“ sollen Marktanteile zurückerobert werden.

Sollte die Telekom ihre Pläne verwirklichen, könnten viele Mitbewerber wahrscheinlich nicht mehr mithalten. Das liegt an den bis Ende 1999 geltenden Interconnecting-Gebühren, die die Konkurrenten an die Telekom für die Nutzung ihrer Leitungen zahlen müssen. Im schlechtesten Fall berappen sie für ein vermitteltes Gespräch abends 6,32 Pfennig ohne Mehrwertsteuer – also mehr als der geplante Telekom- Tarif. „Sollte die Regulierungsbehörde einen solchen Preis genehmigen, würde das dem Wettbewerb zuwiderlaufen und ihm die wirtschaftliche Grundlage entziehen“, so ein Sprecher des Konkurrenten Talkline. Jens Uehlecke