American Pie: Rückschlag für den Frauensport
■ Der NBA-Saison droht die Absage, und auch dem Frauenbasketball in den USA geht es derzeit nicht gut: Die Profiliga ABL ist pleite
And I asked her for some happy news
Beim Profibasketball in den USA liegt momentan eine ganze Menge im argen. Nachdem eine weitere Verhandlungsrunde zwischen NBA-Commissioner David Stern und Billy Hunter, dem Direktor der Spielergewerkschaft, absolut ergebnislos endete und die Gewerkschaft das Ansinnen Sterns, die Basketballprofis über das letzte Angebot der Liga abstimmen zu lassen, strikt zurückwies, deutet eine Menge darauf hin, daß am 7. Januar die komplette NBA-Saison abgesagt wird. Die Center Vlade Divac und Arvidas Sabonis, beide free agents, haben bereits Vorsorge getroffen und bei europäischen Klubs unterschrieben, so daß diese sie noch bis zum Stichtag 4. Januar für die Europaliga melden können. Gibt es doch eine Einigung, können sie sofort in die NBA zurückkehren, wenn nicht, spielen sie mit ihren neuen Klubs Roter Stern Belgrad (Divac) und Zalgiris Kaunas (Sabonis) bereits am 7. Januar gegeneinander. Andere Spieler wie Nick van Exel versuchen das Recht einzuklagen, trotz eines NBA-Vertrages in jedem Fall bis Saisonende in Europa spielen zu können.
Noch dicker als derzeit für die NBA kam es aber für die Frauen- Basketball-Liga ABL. Diese hatte ihre Saison im November mit großem Optimismus begonnen, auch angesichts des Arbeitskampfes in der NBA, der eine mächtige Konkurrenz um Zuschauer und Quoten erst mal aus dem Weg räumte. Doch die Rechnung ging nicht auf: Kurz vor Weihnachten mußte die ABL Konkurs anmelden. „Wir haben kein Geld mehr“, konstatierte Mitgründer Gary Cavalli traurig. Damit ist der NBA-Ableger WNBA, der im Sommer spielt, die einzige verbliebene Frauenprofiliga. „Das ist ein unglücklicher Rückschlag für den Frauensport“, kommentierte WNBA-Präsidentin Val Ackerman die Pleite der ABL, wiewohl ihre Organisation einen gehörigen Teil zur Grablegung beitrug. Hatte es die ABL, die eigentlich früher da war und höhere Gehälter zahlte, zunächst geschafft, einen großen Teil der besten US- Spielerinnen zu verpflichten und den anerkannt besseren Basketball zu bieten, wanderten mit der Zeit immer mehr namhafte Akteurinnen zur glamourösen WNBA ab, die von Anfang an Medienstars wie Lisa Leslie, Sheryl Swoopes oder Rebecca Lobo unter Vertrag hatte. Zuletzt wechselte Dawn Staley, die populäre Spielmacherin des Nationalteams, das Gold in Atlanta und in diesem Jahr die WM gewann, zur Konkurrenz. Mit der Regel, daß jemand, der in der WNBA spielt, nicht in der ABL antreten darf, trug die Liga, die Teams in Chicago, Columbus, Ohio, Denver, Hartford, Nashville, Philadelphia, San Jose, Seattle und Portland unterhielt, selbst zu ihrer Austrocknung bei.
„Natürlich sind wir enttäuscht“, erklärte ein Sprecher des Senders Fox, der Übertragungen von 16 ABL-Partien geplant hatte, „sie haben uns mit hochklassigem Frauensportprogramm versorgt.“ Das reichte jedoch nicht, um genügend Sponsoren und TV-Gelder zu akquirieren. Nach dem Crash der ABL deutet eine Menge darauf hin, daß es bis zum Sommer keinen Profibasketball in den USA geben wird. Dann startet die WNBA – es sei denn, David Stern sperrt auch die Frauen aus. Matti Lieske
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