Zu Hause ist, wo die Niederlage ist

■ Die Berlin Capitals verlieren nicht nur 5:6 gegen den DEL-Meister Adler Mannheim, sondern auch Peter Ustorf als sportlichen Leiter

Berlin (taz) – Das hätte sich ein Dale McCourt auch nicht träumen lassen. Der Cheftrainer des DEL- Dreizehnten Berlin Capitals machte auf der Pressekonferenz eine gewohnt professionelle Figur, er kommentierte die superunglückliche Niederlage seiner Mannschaft („viel Pech“) und trat dann verbindlich lächelnd ab. Da wußte er aber nicht, daß er noch in derselben Nacht zum sportlichen Leiter seines Vereins werden sollte. Sein Vorgänger Peter Ustorf hatte vor dem Spiel um die Auflösung seines Vertrags gebeten, wird aber noch bis zum 30. April in seiner Funktion als Geschäftsführer agieren.

McCourt, der vor der Saison Ustorf noch für seine Zusammenstellung der Mannschaft gelobt hatte („Das Lob gebührt Peter Ustorf“), wird mit sofortiger Wirkung die sportliche Leitung, zusammen mit Assistenztrainer Michael Komma, übernehmen. Für die Capitals ist somit ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht, die klubinterne Krise geht einher mit einer sportlichen. Erreichten die Capitals in den letzten acht Jahren immer die Play-offs, so fehlen jetzt schon fünfzehn Punkte auf den dafür nötigen achten Platz.

Die Berliner sind die mit Abstand schwächste Heimmannschaft der deutschen Eliteliga DEL, von bisher sechzehn Partien in Berlin wurden ganze vier Spiele gewonnen. Die Ex-Preussen scheinen ihre Fehler in der Fremde aber zu vermeiden, sie können gleichzeitig die drittbeste Auswärtsbilanz vorweisen.

Das 5:6 nach Verlängerung (3:0, 0:3, 2:2/V.0:1) gegen die Adler aus Mannheim war aber selbst für Capitals-Verhältnisse unnötig. Nach dem ersten Drittel hatten die Berliner am Samstag schon mit 3:0 geführt, und nur Zweckpessimisten konnten nicht an einen Sieg glauben. Durch ihr zunehmend unsicheres Abwehrverhalten schafften es die Hauptstädter aber tatsächlich noch, in der Verlängerung zu verlieren. Besonders die Gegentreffer zum 3:2 und 3:3 innerhalb von siebzehn Sekunden unmittelbar vor Ende des zweiten Drittels ließen die verbliebenen Anhänger hörbar verzweifeln.

Nach dem Spiel sah Dale McCourt seine Spieler aber „ganz relaxed“ und konnte sogar eine sportliche Aufwärtsbewegung in den letzten beiden Heimspielen erkennen. Vor der Niederlage gegen Mannheim wurde am letzten Dienstag schon unglücklich gegen den Tabellenzweiten Nürnberg Ice Tigers verloren (2:3 nach Penaltyschießen), nachdem die Berliner schon, natürlich, mit 2:0 geführt hatten.

In Zukunft wird Dale McCourt als sportlicher Leiter noch mehr Gelegenheit bekommen, das vermeintliche Pech endlich in Glück zu verwandeln, etwa durch die Verpflichtung einiger Abwehrspieler. Mathias Stuhr