Bomben gegen Rebellen in Sierra Leone

■ Mindestens 100 Tote bei Offensive der westafrikanischen Friedenstruppe Ecomog

Freetown (dpa) – Kampfflugzeuge der westafrikanischen Friedenstruppe Ecomog bombardieren seit Tagen Stellungen von Rebellen nahe der Hauptstadt Freetown und haben dabei bis gestern„mindestens 100 von ihnen“ getötet. Hauptziel sei der Vorort Hastings gewesen, wo sich Rebellen verschanzt hätten, erklärte ein Ecomog-Sprecher.

Alpha-Jets Nigerias flögen im Rahmen einer am Freitag begonnen Offensive auch Einsätze gegen Einheiten der sogenannten Revolutionären Vereinigten Front (RUF) in der besetzten Stadt Lunsar, 65 Kilometer östlich von Freetown. Ziel sei es, die Guerilla zumindest weit ins Hinterland abzudrängen.

Ungeachtet der Bombardements drangen RUF-Gruppen nach Angaben von Augenzeugen gestern von Hastings aus in Richtung der knapp 25 Kilometer entfernten östlichen Stadtgrenze von Freetown vor. Ecomog-Truppen und mit der Regierung Sierra Leones verbündete Kämpfer der Kamajor-Stammesmilizen verstärkten deshalb am Ostrand der Stadt ihre Abwehrstellungen, hieß es.

Mitglieder der UN-Beobachtermission in Freetown schlossen jedoch aus, daß die Rebellen in der Lage seien, die Stadt einzunehmen. „Dafür wird sie durch Tausende von Ecomog-Soldaten einfach zu gut geschützt“, sagte ein UN-Mitarbeiter. Nach Angaben des staatlichen Rundfunks versucht die RUF, einzelne ihrer Kämpfer, als Zivilisten getarnt, in die Stadt zu bringen, wo sie sich zusammenschließen und Terrorakte verüben sollten.

Flüchtlinge, die aus von den Rebellen gehaltenen Landesteilen im Norden und Osten nach Freetown gelangten, berichteten unterdessen von brutalen Übergriffen der RUF auf die Zivilbevölkerung. Massenerschießungen von Menschen, die man einer Unterstützung für die Kamajor-Milizen verdächtige, seien mittlerweile an der Tagesordnung.