Wenn ein Kriegsheld sich für Afrika interessiert

■ Neue Papiere von 1948 belegen beängstigende Afrikapläne des britischen Generals Montgomery

Berlin (taz) – Der britische General Montgomery und der deutsche Feldmarschall Rommel waren zwar im Zweiten Weltkrieg Gegner in Nordafrika. Aber wie jetzt freigegebene Papiere belegen, schlug Montgomery 1948 der britischen Regierung einen „Masterplan“ für Afrika vor, der den Eurafrika-Plänen Nazideutschlands verblüffend ähnelt: Er forderte die Bildung dreier großer afrikanischer Föderationen unter weißer Führung, um den Kontinent für „den Westen“ als Reservoir von Bodenschätzen und Arbeitskräften zu sichern.

Afrika „muß entwickelt werden, damit die Briten überleben“, schrieb Montgomery in seinem Vorschlag, den er nach einer ausgedehnten Afrikatour 1947 der britischen Regierung unterbreitete. „Es wird viele Leute geben, die gegen einen solchen Plan sein werden, weil der Afrikaner dabei leiden wird. Es gibt aber keinen Grund, warum er leiden soll, und ohnehin ist er ein kompletter Wilder und ganz unfähig, das Land selber zu entwickeln.“ Die Afrikaner selber sah Montgomey eher als Gefahr an. „In den afrikanischen Völkern entwickelt sich ein wachsendes soziales und politisches Bewußtsein; dies ist eine sehr große potentielle Gefahr und muß beobachtet werden“, schrieb der Weltkriegsheld.

„Kommunistische Agenten sind schon in allen Teilen Afrikas aktiv und ziehen Nutzen aus dem Fehlen jeder einheitlichen Eingeborenenpolitik in den britischen Territorien.“ Da auch die Weißen in Afrika nichts taugten, müsse „frisches Blut“ in Form neuer, bewußter Siedler „wie Cecil Rhodes“ her.

Die britische Labour-Regierung lehnte Montgomerys Pläne ab. Kolonialminister Arthur Creech Jones antwortete dem General, er überschätze die Bedeutung Afrikas. „Es ist ein armer Kontinent, der nur mit großen Anstrengungen und Geldausgaben entwickelt werden kann.“ Weil dies als zu teuer galt, entschied sich Großbritannien für die Entkolonisierung. Dominic Johnson