Viele Tonnen Atommüll warten noch auf Entscheidung

■ Einige Fakten zur Wiederaufarbeitung deutscher Brennstäbe in Frankreich und England

Berlin (taz) – Beim Streit um die Wiederaufarbeitung geht es urprünglich um einen alten Traum: Uran 238 spaltet sich in Reaktoren und setzt Energie frei. Dabei entsteht neuer Kernbrennstoff in Form von Plutonium 239. Dieses Plutonium soll nun in den Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) wieder aus den Brennstäben herausgeholt werden und so die Weltvorräte an Uran erheblich strecken. Hochradioaktive Abfallprodukte werden entsorgt.

Die Praxis sieht jedoch anders aus: Die WAA sind sündhaft teuer. Die zweite Anlage in Sellafield zum Beispiel hat sieben Milliarden Mark gekostet. In diesen Kosten ist aber keineswegs eine auch nur einigermaßen verantwortungsvolle Filterung der Abluft oder ein geschlossener Wasserkreislauf enthalten: Radioaktive Gase wie Krypton 86 oder Jod 129 gehen in die Atmosphäre. Und strahlendes Wasser wird mit einem langen Rohr in die Irische See geleitet. Genauso ist es in La Hague an der Küste des Ärmelkanals. Dort reicht ein fünf Kilometer langes Rohr in die starke Meeresströmung und beglückt so die ganze Nordsee mit den Hinterlassenschaften der AKW.

Die deutschen AKW-Betreiber haben derzeit Verträge über die Aufarbeitung von 3.074 Tonnen Schwermetall (die Menge an Uran und Plutonium samt ihren Zerfallsprodukten) mit den Franzosen abgeschlossen. 40 Prozent der verarbeiteten Menge in La Hague stammten 1998 aus Deutschland. Weitere 768 Tonnen haben RWE & Co schon zugesagt. Als Option für die Zukunft wurden noch einmal 1.537 Tonnen vereinbart. Für die Anlage in Sellafield belaufen sich die entsprechenden Mengen auf 758, 126 und 884 Tonnen. Mit 900 Tonnen Strahlenmüll aus deutschen Brennelementen gefüllt stehen bisher Transportbehälter allein in La Hague. Sie sollen in ein deutsches Zwischenlager rollen. Die entsprechende Halle in Gorleben darf 3.800 Tonnen Schwermetall aufnehmen, die in Ahaus 3.960 Tonnen. rem