■ Was ist das Besondere am Leben in der Platte?
: Was man hat, das hat man

Gernot Schnetzer, 27 Jahre, Maurer

Besonders schön sind hier die Häuser. Die stehen weiter voneinander entfernt als in Mitte. Helle Wohnungen statt kleiner, dunkler Hinterhöfe. Und niemand kann mir vom Fenster aus direkt in die Küche schauen. Da stört die Platte nicht. Und das Haus, in dem ich wohne, wurde erst kurz vor der Wende gebaut. Saniert werden muß da noch lange nicht. Allerdings: Es gibt wenig Grün.

Deike Schilling, 26 Jahre, Hausfrau

Hier gibt es nichts Besonderes. Nach acht Jahren Marzahn werde ich bald wegziehen. In der DDR war man froh, daß man eine Wohnung bekam, gerade als junge Familie. Aber heute kann ich es mir aussuchen, wo ich wohne. Und da soll ich hier bleiben, wo ich kaum spazierengehen kann, wo meine Kinder kaum Rasen zum Spielen haben? In Spandau an der Havel ist es schöner. Und da ziehe ich hin.

Bodo Wolf, 58 Jahre, Angestellter

Hier lebt es sich genauso wie überall. Das Beste an Marzahn sind die kurzen Wege und die gute Verkehrsanbindung. Nur müssen sehr viele Häuser saniert werden. Und das könnte schneller gehen. Aber Marzahn wird sich sozial verändern. Viele Mieter werden wegziehen, und wer dann kommt, ist ungewiß. Trotzdem: Ich wohne hier seit 20 Jahren und kenne den Kiez. Ich will hier nicht weg.

Irmgard Bauer, 71 Jahre, Rentnerin

Für mich ist das Besondere an Marzahn die Nähe zur Familie. Meine Tochter, meine Enkel und Urenkel wohnen hier. Also gehe ich viel spazieren. Für die Familie bin ich 1984 von Buch nach Marzahn gezogen. Schlimm sind nur die Vandalen. Meist schlagen sie abends zu. Dann demolieren sie Telefonzellen und reißen Spiegel an den Autos ab. Dagegen müßte mehr unternommen werden.

Ha An Le Thi, 34 Jahre, Hausfrau

Ich lebe seit 1988 hier, da wird alles normal. Ich habe mir auch einmal überlegt wegzuziehen. Aber man weiß nicht, ob es sich anderswo besser lebt. Was man hat, das hat man. Ärger, weil ich Vietnamesin bin, hatte ich kaum. Nur manchmal, auf der Straße, höre ich von Fremden das ein oder andere böse Wort. Aber die Menschen im Haus, die mich kennen, sind nett und freundlich.

Karin Hopp, 42 Jahre, Arbeiterin

An Marzahn mag ich besonders die sauberen Straßen und die saubere Luft. Das war schon 1981 so, als ich einzog. Und in den letzten Jahren ist es hier immer hübscher geworden. Vor allem gibt es jetzt mehr Geschäfte, um einzukaufen. Natürlich, wenn Besuch kommt, dann höre ich schon einmal, ein Haus sehe heruntergekommen aus. Aber in Marzahn wird fast überall saniert. Und das ist gut so. Umfrage: Ilja Weitzel

Fotos: Stefan Doblinger/Paparazzi