Wildschütze in der windlosen Halle

■ Norddeutschlands wichtigstes Bogenschießen-Turnier am Wochenende in Norderstedt

Durch die Wälder, durch die Auen? Gut 180 Jahre nach Webers Wildschütz zieht es nur noch wenige BogenschützInnen in die Wildnis, das Gros genießt freie Natur und frische Luft auf gepflegten Rasenflächen. Spätestens bei Herbst-stürmen und Winterfrost weichen auch die Härtesten in die Halle aus. Das war nicht immer so: Noch vor wenigen Jahrzehnten legten die BogenschützInnen eine Winterpause ein. Erst die Erkenntnis, daß SchützInnen ständig üben müssen, um die perfekte Haltung zu finden, die ihre Alu- und Karbon-Pfeile ins Zentrum der Scheibe, dem Gold, setzt, ließ sie die Vorteile einer wettergeschützten Halle schätzen. Und was anfangs als notwendiges Übel angesehen wurde, hat sich inzwischen als beliebte Alternative zum Freiluftschießen entwickelt.

Das wichtigste Hallenturnier im Norden ist das in der Norderstedter Moorbekhalle – und das beliebteste. An diesem Wochenende nahmen rund 180 BogenschützInnen teil, deren Alter von zarten sieben bis rüstigen 75 reicht. „Ich habe die Ausschreibung im Oktober rausgeschickt“, berichtet Gerda Gäde, Pressewartin der Schützengemeinschaft Norderstedt, „und Mitte November war bereits ausgebucht!“

Kein Wunder, denn das Norderstedter Turnier liegt wenige Wochen vor den Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein Ende Januar. „Hier kann jeder sehen, in welcher Form er ist“, begründet Carsten Klenke von der Hamburger Bogenschützen-Gilde die Beliebtheit des Turniers. Und wie er weiß jeder Teilnehmer zu schätzen, daß es in Norderstedt statt der obligatorischen Pokale und Medaillen Sachpreise zu gewinnen gibt: Rucksäcke, Saunatücher, Radiorekorder, Spiele und ähnliches. „Bei uns muß auch der letzte damit rechnen, einen Preis zu bekommen“, scherzt Gerda Gäde.

„Als Einstieg ins Bogenschießen ist die Halle gut geeignet“, findet Klenke, „denn wegen der kürzeren Distanzen stellen sich schneller Erfolgserlebnisse ein.“ Im Gegensatz zum Freien wird in der Halle bei Meisterschaften nur aus 18 Metern Entfernung auf die 180 bis 200 Mark teuren Strohscheiben geschosen, bei Turnieren wie in Norderstedt auch aus 25 Metern. Nur die Jüngsten (unter zehn Jahre), deren Bögen fast größer sind als sie selbst, dürfen aus zehn Metern schießen. Aber dafür sind die Spots der Erwachsenen kleiner als die im Freien: „Sie umfassen nur Gold, Rot und einen Ring Blau, also die Ringe 10 bis 9, 8 bis 7 und 6“, erklärt Klenke.

Und die Sportler haben nicht mit wechselnden Winden und heftigen Niederschlägen zu kämpfen. Trotzdem würden manche eingefleischte BogenschützInnen wie der neunjährige Hannes Heitmann aus Trittau lieber draußen schießen, „wenn es warm ist“. Edwin Feindt

Die SiegerInnen: Mannschaften: Stade; Männer: Compound: Frank Thasler (Hamburg), Schützen: Torsten Heim (Flensburg); Frauen: Compound: Astrid Hänschen (Hamburg), Schützen: Anette Wille (Holm)