Glauben für alle

■ Schulbehörde sieht keinen Anlaß für islamischen Religionsunterricht

An Hamburgs Schulen wird es in absehbarer Zeit keinen islamischen Religionsunterricht geben. Denn das widerspräche sämtlichen Bemühungen, den Unterricht interreligiös zu gestalten. Die Idee eines eigenständigen Islamunterrichts kommt aus Kreisen der CDU, die sich bemüht, ihre Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft mithilfe eines „Integrationskonzeptes“ abzufedern. Darin heißt es, der Islamunterricht an öffentlichen Schulen könne einen Beitrag zu Toleranz und Offenheit leisten.

Dabei, so erläuterte gestern Andreas Jäger, Referatsleiter in der Schulbehörde, treibe Hamburg schon seit Jahren an den staatlichen Schulen das Modell „Religionsunterricht für alle“ voran: SchülerInnen sollen ungeachtet ihrer unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründe gemeinsam im Fach Religion unterrichtet werden. Bei der Entwicklung künftiger Lehrpläne, so lautet ein Bürgerschaftsbeschluß von 1997, soll der Religionsuntericht auch weiterhin in „Richtung des interreligiösen Dialogs“ gehen.

Inhalte des Unterrichts, so befindet der „Hamburger Gesprächskreis Interreligiöser Religionsunterricht“, sollten sowohl das christliche Erbe, aber auch Judentum, Islam und Buddhismus sein. Dem Gesprächskreis gehören TheologInnen und PädagogInnen all dieser Weltreligionen an, darunter Wahida Azhari von der Konferenz Muslime Hamburgs, Mehdi Imam Razvi vom Islamischen Zentrum und Ismail Kaplan vom Alevitischen Kulturzentrum. Dem isolierten Islamunterricht erteilt das Gremium eine Abfuhr: „Ein interreligiöser Religionsunterricht ist gemeinschaftsbildend, ein getrennter Unterricht kann gegenseitige Vorbehalte verstärken.“

Hakki Keskin, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, sieht das anders. Er begeisterte sich gestern für die CDU-Idee des Islamunterrichts – immerhin müßten türkische Eltern ihre Kinder dann nicht mehr zu „politisierten Koranschulen“ schicken. Auch die Hamburger SchülerInnenkammer kann sich für den CDU-Vorschlag erwärmen: „Grundsätzlich sollten Schüler jeder Religion die Möglichkeit erhalten, diese in der Schule zu erlernen“, meint ihre Vorsitzende Julia Liedtke.

Karin Flothmann