Neue Kosten, alte Argumente

■ Im Abgeordnetenhaus wurden gestern Kritiker und Befürworter des Transrapid angehört. Die erneute Parlamentsdebatte war nach einem erfolgreichen Volksbegehren notwendig geworden

Der Transrapid wird immer teurer. Dies offenbarte auch die gestrige Anhörung im Abgeordnetenhaus von Berlin, die als Ergebnis einer ersten erfolgreichen Volksinitiative gegen den Bau der Magnetschwebebahn mit mehr als 120.000 Unterschriften zustande gekommen ist.

Allein die Sicherung von Grundstücken zwischen Spandau und Lehrter Bahnhof soll nach Expertenschätzung zusätzlich 200 Millionen Mark verschlingen. 86 Millionen Mark Kosten entstehen durch Veränderungen im Gleisbereich auf Grundlage der bisherigen Planungen für den neuen Zentralbahnhof. Bernd Krüger, Vertreter der Volksinitiative, rechnet gar mit Kosten von 30 Milliarden Mark für das Projekt, „vom Steuerzahler zu begleichende Verluste aufgrund ausbleibender Fahrgäste nicht inbegriffen“.

Laut einer Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen bringt der Transrapid auch hinsichtlich der Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht viel. „Nur 610 dauerhafte Stellen“, so Krüger, „werden mit einem Milliardenaufwand in der Konsequenz geschaffen.“

Die Anhörung, die bis in die späten Abendstunden hinein fortgesetzt wurde, brachte wenig neue Argumente für den Bau einer Transrapid-Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Der Geschäftsführer der Magnetschwebebahn-Planungsgesellschaft, Hans- Christoph Atzpodien, konnte ebensowenig wie der Vertreter der Deutschen Bahn AG, Keil, überzeugende Grundlagen für die inzwischen zwar modifizierten, aber noch immer ausgesprochen hohen Schätzungen der Fahrgastzahlen nennen. Die Kalkulation mit 12,1 Millionen Fahrgästen, so der SPD- Vertreter in der Volksinitiative, Christian Gaebler, würde der Tatsache widersprechen, daß Ballungsgebiete wie Berlin eine umfassende Abwanderung erlebten. Zudem sei des Deutschen liebstes Fahrzeug immer noch das Auto.

Als „Anti-Europäer“ bezeichnete der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer den Transrapid. Neue, enorme Entwicklungen auf dem Gebiet der Rad-Schiene- Technologien in Europa würden mit seiner Umsetzung nicht berücksichtigt. „Die Magnetschnellbahn ist ein Inselsystem.“

Anfragen der PDS-Fraktion bezüglich der Sicherheit für Reisende und der zu errichtenden Anlagen tat Atzpodien von der Magnetbahngesellschaft mit dem Hinweis ab, für den Transrapid existiere ein „geschlossenes Sicherheitskonzept“. An Schutzzäune, wie sie Freke Over (PDS) aus Erfahrungen beim Bau von Atomkraftanlagen beschrieb, bestehe kein Interesse.

Für die Magnetschwebebahn- Planungsgesellschaft steht fest – dies machte ihr Geschäftsführer den Berliner Abgeordneten deutlich –, daß die Planfeststellungsverfahren für den Transrapid bis zum Jahr 2000 abgeschlossen sind und einem Bau der Schnellbahn dann nichts mehr im Weg steht. Inwieweit die Bundesregierung bei der Umsetzung dieses Ziels mitgeht, blieb gestern noch offen. Ein Abgesandter des Bundesverkehrsministers Franz Münterfering (SPD) vermied es, sich festzulegen. Es werde geprüft, hieß es.

Wie sich das Berliner Parlament zum Transrapid positioniert, soll spätestens im März entschieden werden. Die endgültige Entscheidung muß aber vom Bund gefällt werden. Kathi Seefeld