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Rot-Grün schweigt zum Schuldenerlaß

■ Die Organisation Weed beziffert die Schulden der Entwicklungsländer an die Bundesrepublik auf 60 Milliarden Mark

Berlin (AP/taz) – Die Gesamtschulden der Entwicklungsländer lagen 1997 bei 2,171 Billionen US- Dollar. Deutschland schulden diese Länder rund 60 Milliarden Mark. Dies geht aus dem gestern veröffentlichten Schuldenreport 1999 der entwicklungspolitischen Organisation „Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung“ (Weed) hervor. Dieses Geld müsse weitgehend erlassen werden, forderte Weed-Vorstandsvorsitzende Barbara Unmüßig.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde gebeten, einen internationalen Schuldenerlaß voranzutreiben. Vorschläge zur Lösung der Schuldenkrise müßten spätestens auf dem G-7/G-8-Gipfel im Juni in Köln gemacht werden. Die neue Bundesregierung sollte auch unverzüglich sämtliche Forderungen und Schuldendienstzahlungen der vergangenen drei Jahre nach Ländern und Forderungskategorien offenlegen. Weed beklagt, daß die Bundesregierung sich bisher wenig zur Schuldenpolitik geäußert habe.

Für die Bundesrepublik bedeute der Verzicht auf bilaterale Forderungen an die ärmsten Länder lediglich einen jährlichen Verlust an Zinszahlungen von 400 bis 450 Millionen Mark. Von den 59,8 Milliarden Mark Schulden an die Bundesrepublik entfielen 15,5 Milliarden Mark auf die 40 ärmsten Länder. Die Hauptsumme verteilt sich auf Forderungen aus Entwicklungshilfekrediten von 37,3 Milliarden Mark und Handelsforderungen von 17 Milliarden Mark. Hinzu kommen 5,5 Milliarden Mark Forderungen der ehemaligen DDR.

Die Entwicklungsländer säßen seit 15 Jahren in einer „Schuldenfalle“ fest, so Weed. Diese Staaten zahlen mehr Schuldendienst an die nördlichen Gläubiger, als sie für die soziale Grundversorgung ihrer Bevölkerung im Land ausgeben. r.a.

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