Momper liegt deutlich vor Böger

■ Bei der gestrigen SPD-Urwahl zeichnete sich nach ersten Ergebnissen ein stabiler Trend für Walter Momper ab. Zuvor war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Kontrahenten, dem Fraktionsvorsitzenden Klaus Böger,

So schleppend wie die Urwahl begann am Sonntagabend auch die Party in der Kreuzberger SPD- Zentrale im Willy-Brandt-Haus. Erst als kurz vor sechs die ersten Ergebnisse aus den Kreisverbänden verlesen wurden kam Spannung auf. Der erste Kreisverband der ausgezahlt hatte war Prenzlauer Berg, wo erwartungsgemäß der im Ostteil der Stadt populäre Walter Momper besser abschnitt. Er erzielte 125 Stimmen, auf den SPD-Fraktionschef Böger entfielen 42 Stimmen. Doch das zweite Ergebnis aus dem Kreisverband Steglitz schlug bei den Böger-Anhängern ein.

In seinem Heimatbezirk, in dem er auch Kreisvorsitzender ist, lag Böger mit 485 Stimmen nur knapp vor Momper, der 425 Stimmen erhielt. „Das ist ein schlechtes Zeichen,“ sagte eine Böger-Anhängerin. „Mit Walter Momper werden wir die Wahl im Herbst verlieren, weil er nicht glaubwürdig ist.“

Der Trend für Momper setzte sich auch nach der Auszählung der Stimmen in Wilmersdorf fort. Hier erzielte Böger 219, Momper mit 412 Stimmen. In Hellersdorf verzeichnete Klaus Böger 33 und Walter mit 66 Stimmen doppelt so viele. In Neukölln das Walter Momper zuletzt im Abgeordnetenhaus vertreten hatte, sitzen auch Mompers größte Widersacher, wie er selbst einmal sagte. Dort erzielte Böger 560 Stimmen, Momper 495. Obwohl bei Redaktionsschluß ein klarer Trend für Walter Momper als Sieger dieser Urwahl sprach, liegt ein gesichertes Ergebnis erst vor, wenn auch die mitgliederstarken Bezirke Reinickendorf, Charlottenburg und Spandau ausgezählt sind.

Den Wahlabend moderierte Bundesparteisprecher Michael Donnermeyer. Er lud zwischen den Ergebnissen zum Talk auf die Bühne. Auch mehrere Grüne Parteimitglieder waren ins Willy- Brandt-Haus gekommen. Wolfgang Wieland von den Grünen sagte, er hoffe, daß die Berliner SPD nach der Urwahl an einem Strang zieht und es gelingt, nach neun Jahren die große Koalition im Herbst abzulösen. Neben Wieland waren auch die frühere Schulsenatorin Sybille Volkholz und Michael Cramer, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Publikum.

Zuvor war ein knappes Rennen zwischen dem früheren Regierende Bürgermeister Walter Momper (53) und SPD-Fraktionschef Klaus Böger (53) erwartet worden. Beide Kandidaten streben erklärtermaßen eine rot-grüne Reformkoalition an. Beide haben im innerparteilichen Wahlkampf kaum inhaltliche Unterschiede erkennen lassen.

Bis 17 Uhr hatten die 20.533 wahlberechtigten SPD-Mitglieder ihren Stimmzettel in einem der über — Zahl — Wahllokalen abgeben können. Bei der letzten Urwahl vor der Abgeordtnetenhauswahl 1995 war Walter Momper gegen die damalige Sozialsenatorin Ingrid Stahmer angetreten. Stahmer erzielte damals 7.470 Stimmen, Walter Momper erhielt 5.753 Stimmen. Der innerparteiliche Wahlkampf, der im November vergangenen Jahres begonnen hatte, war ohne große Höhepunkte verlaufen. Zwischen den beiden Kandidaten waren kaum inhaltliche Unterschied zu erkennen gewesen. Zu zahlreichen Diskussionsveranstaltungen mit den Kandidaten waren nur etwa 10 Prozent der Mitglieder erschienen. Am letzten SPD-Mitgliederforum in der vergangenen Woche hatten nur 150 GenossInnen teilgenommen. Dorothee Winden

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